Bienenpuppe mit aufsitzenden Varroamilben

Die Varroa und die Varroose

Unter Varroose versteht man eine Parasitenerkrankung der Bienenvölker verursacht durch die Milbe Varroa destructor. Die Milbe war ursprünglich ein Parasit der östlichen Honigbiene (Apis cerana). Durch Bienenimporte wurde die Milbe aber 1977 nach Deutschland eingeschleppt und verbreitete sich von dort in ganz Europa. In Österreich wurde die Milbe erstmals 1983 gefunden.

Wie auch bei den Honigbienen gibt es bei der Varroa unterschiedliche Unterarten (z.B.: Varroa jacobsoni). Von der Varroa destructor gibt es einen Korea- und einen Japan-Typ. Der Korea-Typ schädigt die westliche Honigbiene besonders stark und ist auch am weitesten verbreitet.

Damit man Varroa bestmöglich bekämpfen kann, ist es notwendig, dass man sich über die Ernährung, die Vermehrung und die Lebensdauer der Varroa informiert.

Die Varroa ernährt sich an der Bienenbrut und an den erwachsenen Bienen. Bei den erwachsenen Bienen durchstechen die Milben den Bienenpanzer (Cutikula) und saugen am Fettköper der Bienen.

Zur Vermehrung dringt die Milbe vor der Verdeckelung in eine Brutzelle ein. Dort legt die Milbe nach 3 Tagen in einem Rythmus von 30 Stunden ihre Eier ab. Das erste Ei wird ein Männchen, alle nachfolgenden Eier werden Weibchen. 6,9 Tage benötigt ein Männchen und 6,2 Tage die Weibchen bis zum Schlupf. Somit erfolgt noch in der verdeckelten Brutzelle die Begattung der nächsten Milbengeneration. Somit können in Bienen-Arbeiterinnenbrut ein bis zwei neue Milbenweibchen und in Bienen-Drohnenbrut drei bis vier neue Milbenweibchen entstehen. In Königinnenzellen können Milben nur sehr selten gefunden werden, da diese Zellen von den Bienen noch besser umsorgt werden.

Hinweis: Dr. Paul Siefert, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Goethe-Universität Frankfurt/Main hat in seinen Forschungen mittels Videoaufzeichnungen und KI (maschinelles Lernen) herausgefunden, dass Neonikotinoide, wie beispielsweise Thiacloprid und Clothianidin, den Brutaufzuchtserfolg der Bienen beeinflussen.  Es ist nicht schwer sich vorzustellen, wie sich eine Verzögerung bei der Brutdauer auch auf die Entwicklung der Varroa auswirken könnte. Jede Verlängerung der Verdeckelungszeit führt zu mehr begatteten Varroaweibchen. Somit sollten wir  Imker uns parallel zu unserer Varroabekämpfung auch aktiv für ein Verbot der Neonikotinoide einsetzen.

Varroaweibchen können im Sommer zwei bis drei Monate alt werden. Im Winter aber 6 bis 8 Monate.

Um den Grad des Varroabefalls ermitteln zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Gemülluntersuchung (natürlicher Varroaabfall pro Tag auf der Windel)
  2. Puderzuckermethode
  3. CO2-Tester

Bei einem natürlicher Varroaabfall von 30 Milben pro Tag ist die Schadschwelle bereits deutlich überschritten und sofortige Behandlungsmaßnahmen müssen durchgeführt werden.

Das Überschreiten der Schadschwelle bedeutet, dass die Sozialstruktur des Bienenvolks bereits gestört ist und auch die Gefahr von Virosen stark steigt.

Die Behandlung

Bei der Behandlung wird zwischen der Hauptentmilbung und der Restentmilbung unterschieden. Die Hauptentmilbung findet meist nach der Honigernte im Sommer statt und hat den Zweck, dass bis zur Restentmilbung im Spätherbst eine ausreichende Volksstärke erhalten bleibt und möglichst gesunde Winterbienen in die Winterruhe wechseln können.

Für die Behandlung gegen die Varroa gibt es:

  1. Biotechnische Maßnahmen
  2. Tierarzneimittel (Anmerkung: es dürfen nur zugelassene Präparate eingesetzt werden)

Biotechnische Maßnahmen, dazu zählen das Schneiden der Drohnenbrut, die Entnahme bzw. Reduzierung der Brut und die Hyperthermie, können ganzjährig (auch während der Tracht) begleitend durchgeführt werden. Biotechnische Maßnahmen haben den Vorteil, dass es hier zu keiner Resistenzbildung kommen kann. Meist sind sie aber mit einem hohen Zeitaufwand und/oder Zusatzausrüstung verbunden.

Siehe auch unser Artikel über die biotechnischen Maßnahmen:  Biotechnische Varroabekämpfungsmittel

Als Tierarzneimittel wird in unserer Gegend meist Oxalsäure oder Ameisensäure (AMO Varroxal 85%) eingesetzt.Während die Ameisensäure auch in die verdeckelte Brut wirkt, zeigt die Oxalsäure nur bei Brutfreiheit und bei niedrigen Außentemperaturen die beste Wirkung.

Hinweis: Dr. Paul Siefert hat bei seinem Vortrag am 10. September 2022 in Bad Ischl erwähnt, dass eine Ameisensäurebehandlung und eine totale Brutentnahme von ihrer Wirkungsweise auf die Bienenbrut vergleichbar sind. Nach einer Ameisensäurebehandlung wird die Bienenbrut nach seinen Beobachtungen von den Bienen ausgeräumt. Bei der totalen Brutentnahme übernimmt der Imker diese Tätigkeit. Imker, welche die eine Variante stark befürworten und die andere Variante strikt ablehnen, sollten dies möglicherweise überdenken. Ein Vorteil der totalen Brutentnahme wäre sicherlich, dass hierfür keine chemischen Mittel eingesetzt werden müssen.

Das Verdampfen von Oxalsäure (Api-Bioxal) gilt als die schonendste Behandlungsmethode für die Bienen. Es gibt bereits eine große Palette an Verdampfungsgeräten, welche sich aber in ihrer Handhabung und in der Qualität der Verdampfung stark unterscheiden. In Deutschland ist das Verdampfen von Oxalsäure erst seit September 2023 erlaubt.  Die Oxalsäurekristalle werden von den Milben mit den feuchten Haftlappen aufgesammelt. Dort löst sich die Säure auf und dringt über die Membran der Saugnäpfe in den Körper der Milben ein. Die Milbe stirbt dann innerhalb von 24 Stunden. Viele Imker verwenden Oxalsäure auch als Träufellösung (z.B.: Danys Bienenwohl oder Varromed).

Es gilt die Regel: Verdampfen von unten, Träufeln von oben. Die Verdampfung wirkt am Besten bei kühlem, feuchtem Wetter. Bei trockenem Wetter kann über ein feuchtes Tuch auf der Windel für mehr Feuchtigkeit im Stock gesorgt werden. Das Träufeln wirkt am Besten bei sehr kalten Temperaturen, da sich dann die Bienen zu einer Traube zusammenfinden.

Oxalsäure ist gesundheitsschädlich. Dämpfe und Staub dürfen weder eingeatmet werden, noch mit der Haut in Kontakt kommen. Der Umgang mit Oxalsäure erfordert große Vorsicht. In jedem Fall sind Schutzbrille, säurefeste Gummihandschuhe, eine Schutzmaske FFP3 und langärmlige Kleidung zu tragen.

⇒ Spickzettel von Frau Dr. Pia Aumeier für die Varroabehandlung

Varroa-Seminar 3.0

Auf der Homepage der Biene Österreich gibt es neue Varroa-Seminarunterlagen. Neben mehreren Lehrfilmen auf dem YouTube-Kanal der Biene Österreich (Sommerbehandlung mit Ameisensäure, Winterbehandlung (Oxalsäure träufeln), Winterbehandlung (Oxalsäure verdampfen), Totale Brutentnahme, Biologie der Varroa-Milbe, Diagnose und Bekämpfungsstrategie) steht auch Schulungsmaterial in Form von vier Foldern zur Verfügung.

⇒ Varroa-Seminar 3.0 – Unterlagen der Biene Österreich

Oxalsäure-Sublimation im Detail

Anlässlich der Freigabe der Oxalsäure-Sublimation in Deutschland im September 2023 haben wir einen eigenen Artikel über die Oxalsäure-Sublimation verfasst.

⇒ Die Oxalsäure-Sublimation im Detail

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