Heimischer Honig von heimischen Bienen
Eine Selbstverständlichkeit?
Eine kritische Betrachtung der von Imkern verwendeten Bienenrassen (Unterarten) und Hybrid-Bienen
Allgemeines
Rassebegriff
Begriffsbestimmung gemäß EU-Tierzuchtverordnung (VERORDNUNG (EU) 2016/1012 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 8. Juni 2016 Kapitel 1, Artikel 2):
„Rasse“ eine Population von Tieren, die einander so weitgehend ähnlich sind, dass eine oder mehrere Züchtergruppen sie als eine sich von anderen Tieren derselben Art unterscheidende Gruppe betrachtet und übereingekommen sind, sie mit Angabe ihrer bekannten Abstammung in ihre Zuchtbücher einzutragen, um ihre erblichen Eigenschaften durch Reproduktion, Austausch und Selektion im Rahmen eines Zuchtprogramms zu reproduzieren.
Der in der Tierzucht verwendete Begriff „Rasse“ kommt aus dem Arabischen, wo „ras“ Kopf oder Ursprung bedeutet. Die Bezeichnung „Ursprung“ gibt schon einen Hinweis darauf, dass geographische Isolierungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Tierrassen gespielt haben. Ende des 18. Jahrhunderts wurden unter dem Begriff „Race“ Tiere einer Gegend mit sehr ähnlichem Aussehen verstanden. Heute werden genetische Untersuchungen durchgeführt, um zu klären, ob sich äußerlich sehr ähnliche Tiere auf genetischer Ebene unterscheiden und somit möglicherweise eigenständige Rassen sind.
Alte Rassen/gefährdete Rassen
Eine Rasse gilt dann als gefährdet (in ihrem Fortbestand bedroht), wenn die Zahl ihrer Individuen unter einer bestimmten Mindestzahl sinkt. Von der EU gibt es festgelegte Grenzwerte für die Anerkennung als seltene Nutztierrasse.
Landrassen/Naturrassen
Rassen, welche sich ohne systematische Züchtung und nur durch besondere Anpassungen an die Umweltverhältnisse gebildet haben. Diese Rassen stellen wertvolle Genreserven (Reserven an gesunder, normaler erblicher Beschaffenheit (Leopold Adametz)) dar und müssen geschützt werden. In unserer Gegend (Salzburg) war die Dunkle Biene die Landrasse.
Unsere Honigbiene
Die Zoologische Stellung unserer Honigbiene kann wie folgt beschrieben werden:
Tier -> Gliederfüßler -> Insekt -> Hautflügler -> Biene -> Honigbiene
Es gibt 9 Honigbienenarten (Apis). 8 davon leben in Asien. Unsere Honigbiene ist die westliche Honigbiene: die Apis mellifera.
Von unserer Apis mellifera gibt es 25 regional angepasste Unterarten (Rassen). Die Apis mellifera carnica (Kärnter Biene), die Apis mellifera mellifera (Dunkle Biene), die Apis mellifera lugistica (italienische Biene) …
Die einzelnen Bienenunterarten überlappen oftmals in ihren Merkmalen. Oft sind die Unterarten erst über die vom Bienenkundler Friedrich Ruttner entwickelte Morphometrie (Unterscheidung über Körpermerkmale) oder über DNA-Analysen eindeutig voneinander unterscheidbar.
Die wirtschaftlich bedeutenden mitteleuropäischen Bienenrassen sind nur die Apis mellifera carnica (Kärnter Biene), die Apis mellifera mellifera (Dunkle Biene) und die Apis mellifera lugistica (italienische Biene).
Innerhalb der 25 Unterarten gibt es aber weitere regionale Spezialisierungen/regionale Populationen. Diese sind autochthone (einheimische, ursprüngliche) Rassen, welche sich durch natürliche Selektion an die jeweiligen Umweltbedingungen (Klima, Pflanzen- und Trachtverhältnisse) weiter angepasst haben. Diese speziellen Ökotypen unterscheiden sich beispielsweise auch in ihrem Brutrhythmus. So gibt es beispielsweise auch innerhalb der Kärntner-Biene (Apis mellifera carnica) in Österreich die Unterteilung nach der alpenländischen (graue Behaarung) und der pannonischen (senffarbige, lehmfarbige Behaarung) Apis mellifera carnica Population.
Eine Auswahl von Fotos der verschiedenen Bienenrassen ist auf der Homepage der Zuchtdatenbank ⇒ BeeBreed zu finden. Auch wenn die Bienen für den Laien auf den ersten Blick alle sehr ähnlich erscheinen, so sind es doch alle örtlich angepasste Bienenrassen, deren Körpermerkmale und Eigenschaften sich über die Jahrtausende an die jeweilige Fauna und Flora angepasst haben.
Die Dunkle Biene
Unsere Gegend war nach der letzten Eiszeit (vor 10.000 Jahren) die Heimat der Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera). D.h. die Dunkle Biene wäre eigentlich unsere Landrasse/Landbiene. Die Dunkle Biene kam in ganz Europa von nördlich der Alpen bis zum 60. Breitengrad vor. Einschließlich Großbritanniens und Irlands bis zum Uralgebirge.
Die Dunkle Biene erzeugt ein kompaktes Brutnest und gilt als sehr sparsame Biene. Sie hat eine ausgeprägte Winterfestigkeit, benötigt wenig Winterfutter und entwickelt sich im Frühjahr langsamer als beispielsweise die Kärntner-Biene. Die Dunkle Biene hat einen schlechteren Wabensitz als die Kärntner-Biene. Sie sammelt und verwendet reichlich Propolis.
Die Kärntner Biene
Die Kärntner Biene (Apis mellifera carnica) war ursprünglich nur südliche der Alpen beheimatet, wobei die karnischen Alpen die Grenze zur Apis mellifera ligustica (Italiener Biene) bildeten. Also in Österreich von Osttirol, dem Salzburger Lungau, über Kärnten, Teile der Steiermark, Niederösterreichs bis in den Pannonischen Raum. Als Nachteil der Kärntner Biene gilt ihre Schwarmneigung, welche aber auch viele Jahre durch die Verwendung von zu kleinen Beuten (Kärntner Bauernstock) gezielt gefördert wurde um möglichst viele Völker verkaufen zu können. Heutzutage wurde dieses negative Verhalten durch entsprechende Zucht-Selektion bereits wieder eliminiert.
Der wesentliche Vorteil der Kärntner Biene ist sicherlich ihre Friedfertigkeit. Reinrassige Kärntner Bienen verharren beim Öffnen der Stöcke auf den Waben, ziehen sich sogar in die Wabengassen zurück und bleiben beim Herausziehen der Rähmchen ruhig auf den Waben sitzen.
Die Verdrängung der Dunklen Biene durch die Kärntner Biene
Die Verdrängung der Dunklen Biene begann bereits im Jahre 1850, als der Pfarrer Johannes Dzierzon die ersten italienischen Bienen nach Deutschland brachte, welche ihm bei seiner Betriebsweise mit den beweglichen Rähmchen sehr dienlich war. Ab dann nahm die Verkreuzung und Verdrängung der Dunklen Biene ihren Lauf. Die Dunkle Biene wurde zunehmend von Imkern durch die Kärntner Biene ersetzt (hauptsächlich in der Zeit des Nationalsozialismus und in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg), wodurch heute die Kärntner Biene die vorherrschende Bienenrasse in unserer Gegend geworden ist. Anfänglich kam es hier zu Vermischungen zwischen der Kärntner Biene und der Dunklen Biene, welche eine gesteigerte Stechlust zeigten. Letztendlich kam es aber zu einer weitgehenden Verdrängung der Dunklen Biene in unserer Gegend, da sich die Kärntner Biene aufgrund ihres guten Wabensitzes besser für das Arbeiten mit Rähmchen in Magazinbeuten eignete als die Dunkle Biene. Die Dunkle Biene wurde früher oft noch im Stabilbau gehalten. Aber auch Veränderungen in der Landwirtschaft förderten die Verbreitung der Kärntner Biene, da sich die Trachtzeiten auf das Frühjahr und den Frühsommer verlagerten und im Hochsommer und Herbst neben der Waldtracht kein weiteres Trachtangebot mehr vorhanden war. Die rasche Frühjahrsentwicklung der Kärntner Biene passte gut zu diesen Veränderungen.
Diese Verdrängung der Dunklen Biene ist im Nachhinein betrachtet sicher als sehr negativ zu beurteilen, da dadurch die Genetik der Dunklen Biene in unserer Gegend weitgehend ausgelöscht wurde und somit die Dunkle Biene bereits auf der Liste der gefährdeten Nutztierrassen als „extrem gefährdet“ geführt wird. In Tirol gibt es von der Dunklen Biene nur noch die Linie „Braunelle“ und in Salzburg die Linie „Salzburger Alpenland“.
Heute gibt es in Österreich nur ca. 1.000 Bienenvölker der Dunklen Biene. Dies entspricht einem Anteil von nur 1% des Bienenbestandes in Österreich.
Die Buckfast Biene
Die Buckfast Biene ist eine vom Menschen (von Bruder Adam, geboren als Karl Kehrle) geschaffene Kunstrasse. Eine Hybrid-Biene, welche eine ständige züchterische Bearbeitung erfordert. Es gibt auch noch weitere Kunstrassen wie beispielsweise die Cordovan Biene oder die afrikanisierte Biene (Apis mellifera scutellata + Apis mellifera ligustica).
Bruder Adam hat die Buckfast Biene erschaffen, da 1919 ca. 90% der Apis mellifera mellifera Völker in England von der Acarapiose (Tracheenmilben-Krankheit) – vermutlich in Kombination mit einer Virose – hinweggerafft wurden. In England wurde daher die Apis mellifera ligustica importiert. Bruder Adam aber versuchte das Problem durch eine Kreuzung der überlebenden Apis mellifera mellifera Völker mit Apis mellifera ligustia Bienen nach den Zuchtgrundlagen von Ludwig Armbruster zu lösen und war damit auch erfolgreich, da die Apis mellifera ligustica wesentlich resistenter gegen die Tracheenmilbe ist.
Da das englische Beutenmaß aber zu klein für die Apis mellifera ligustia bzw. auch die neue Buckfast-Kunstrasse war, wechselte Bruder Adam in Folge auf das Dadant-Beutenmaß. Im Zuge seiner züchterischen Tätigkeit eignete sich Bruder Adam ein umfassendes Wissen über die verschiedenen Apis mellifera Rassen und deren Merkmale an. Passend zur damaligen Zeit und den damaligen Vorstellungen über die Tierzucht (der Fokus der Tierzucht lag damals einzig und alleine bei der Steigerung der Erträge), beschäftigte sich Bruder Adam hauptsächlich mit der Einkreuzung diverser Apis mellifera Rassen in seine Buckfast-Kunstrasse um die Leistungsfähigkeit seiner Bienen weiter zu steigern. Bruder Adam war sich aber bereits klar, dass der genetische Reichtum der einzelnen Bienenrassen erhalten werden muss, da anderenfalls auch der Buckfast-Zucht langfristig ihre Zuchtbasis entzogen werden würde.
„Die Erhaltung der Rassen in ihrer ursprünglichen Vielfalt und ihren jeweiligen Eigenheiten ist zweifellos die Vorbedingung zu jedem weiteren Fortschritt in der Züchtung der Honigbiene“ (Bruder Adam)
Bruder Adam dachte, dass der Erhalt des genetischen Reichtums über Reservate möglich sein müsste. Die Nachricht über die gesteigerte Leistungsfähigkeit seiner Kunstrasse hat sich aber schnell innerhalb der Imkerschaft verbreitet. Somit ist die Buckfast-Biene bereits weit verbreitet, obwohl in Österreich die meisten Bienenwirtschaftsgesetze der Bundesländer nur die Zucht- und/oder Haltung unserer Bienenrassen Apis mellifera carnica bzw. auch Apis mellifera mellifera erlauben würden. Insbesondere Erwerbsimker setzen die Buckfast-Biene ein, da sie sich von den angepriesenen Leistungsmerkmalen (höherer Honigertrag und geringere Schwarmneigung) der Buckfast-Biene wirtschaftliche Vorteile erhoffen.
Die Buckfast Biene bleibt aber weiterhin eine Kunstrasse, deren Zucht stets die Einkreuzung fremder Apis mellifera Rassen (Kreuzungszucht) und die Kombination gewünschter Bieneneigenschaften (Kombinationszucht ) vorsieht. Somit ist es auch schwierig, über die Eigenschaften „der Buckfast“ Biene zu sprechen, da es eigentlich die Eigenschaften einer bestimmten Züchtung sind.
Wie sieht der Ablauf der Buckfast-Zucht aus?
Es muss hier zwischen dem Aufbau einer neuen Buckfast-Linie oder einer Buckfast-Reinzucht unterschieden werden.
Buckfast-Reinzucht
Die Buckfast-Reinzucht läuft eigentlich nicht anders ab, als eine Reinzucht bei anderen Bienenrassen, obwohl man bei der Buckfast-Biene aufgrund ihrer Hybridisierung gar nicht von Reinzucht sprechen dürfte. Aber auch für Buckfast Bienen gibt es Buckfast-Belegstellen, welche zur Paarung von unbegatteten Buckfast-Königinnen mit selektierten Buckfast-Drohnenvölkern genutzt werden. Diese Zuchtmethodik wird vom Großteil der Buckfast-Züchter genutzt. Der Buckfast-Hobby-Imker wird sich meistens mit der Standbegattung seiner Buckfast Bienen zufriedengeben.
Aufbau einer Buckfast-Zuchtlinie
Beim Aufbau einer neuen Buckfast-Zuchtlinie wird je nach Wünschen und Vorlieben des Buckfast-Züchters eine fremde Bienenkönigin (z.B. eine Apis mellifera anatolica) importiert. Diese Königin wird dann mit Buckfast Bienen begattet. In der ersten Tochtergeneration (F1-Generation) zeigen sich dann meist Leistungssteigerungen aufgrund des Heterosiseffekts. Nach dieser ersten Kreuzungszucht erfolgen dann diverse Kombinationszüchtungen mit diversen anderen Buckfast-Züchtungen, welche versuchen die gewünschten Eigenschaften der entstehenden Bienen neu zu kombinieren, zu selektieren und erbfest zu machen. In Folge entstehen dann über viele Jahre Stammbäume der Buckfast-Linien. Der Buckfast-Züchter spricht vom Pedigree und diese Pedigrees verwenden die von Bruder Adam eingeführte Pedigree-Schreibweise. Nach mehreren Generationen ist aus der ursprünglich fremden Linie eine neue Buckfast-Linie entstanden, deren Bienen mit ihrem genetischen Cocktail dann innerhalb der Buckfast-Community in den verschiedensten Ländern verbreitet werden.
Resümee
Die Buckfast-Zucht entspricht der gängigen Vorstellung moderner Nutztierzucht. Gewünschte Eigenschaften werden aus einem Katalog ausgesucht und kombiniert. Hier wird aber vergessen, dass die Biene, im Gegensatz zu den anderen Nutztieren nur als halb-domestiziert eingestuft werden kann. Die Biene steht in starker Wechselbeziehung zu unserer Natur und die Bienenzucht hat im Gegensatz zur Vermehrung von Säugetieren einige Besonderheiten (beispielsweise die Parthenogenese und die Paarung der Königin im Flug mit vielen Drohnen), welche eine zielgerichtete und sichere Zucht erschweren. Es stellt sich also die Frage, ob wir uns mit unserer Bienenhaltung an den Vorstellungen der Nutztierzucht orientieren müssen bzw. wollen oder vielleicht doch eigene Wege bestreiten sollten?
Jeglicher Import fremder Bienenrassen birgt neben der Gefahr des Imports neuer Parasiten, neuer Tierkrankheiten und neuer Tierseuchen auch die Gefahr, dass es zu einer Hybridisierung und damit zu einem Verlust der Genetik unserer heimischen Bienen kommt.
Das Salzburger Bienenwirtschaftsgesetz
Im Bundesland Salzburg sollten die Genressourcen der heimischen Bienenrassen eigentlich über das Salzburger Bienenwirtschaftsgesetz abgesichert sein. Dort ist folgender Text zu finden:
„Zur Bienenzucht in hierfür bestimmten Bienenständen (Belegstellen) dürfen nur solche Bienenrassen verwendet werden, die unter Bedachtnahme auf die klimatischen Verhältnisse und die Bedürfnisse der Landeskultur im Lande Salzburg hierfür geeignet erscheinen. Welche Bienenrassen diesem Erfordernis entsprechen, hat die Kammer für Land- und Forstwirtschaft in Salzburg durch
Verordnung festzustellen.“
In der Verordnung der Land- und Forstwirtschaft ist folgender Text zu finden:
„Gemäß § 9 Abs. 1 des Salzburger Bienenwirtschaftsgesetzes, LGBl. Nr. 11/1968, erklärt die Kammer für Land- u. Forstwirtschaft in Salzburg folgende Bienenrassen als für die Bienenzucht im Lande Salzburg geeignet:
1. Apis mellifica carnica
2. Apis mellifica mellifica“
Die Zucht der Buckfast Biene ist somit im Bundesland Salzburg nicht erlaubt. Da der Gesetzestext aber die Haltung der Buckfast Biene nicht direkt verbietet, wird diese Gesetzeslücke derzeit von einigen Imkern als Begründung verwendet, um trotzdem Buckfast Bienen im Bundesland Salzburg zu halten. Der eigentliche Zweck des Gesetzes, nämlich die Sicherung der Genressourcen der heimischen Bienenrassen, wird dadurch aber ad absurdum geführt. In anderen Bundesländern in Österreich würden die Bienenwirtschaftsgesetze auch die Haltung der Buckfast Biene verbieten (beispielsweise in Kärnten und der Steiermark). Dennoch wird auch in diesen Bundesländern die Buckfast Biene gehalten, gezüchtet und vermarktet.
Kontrolle von Importen und Exporten über das TRACES-System
Innerhalb der EU gibt es das TRACES-System (Trade Control and Expert System), welches die Kontrolle, Überwachung und Rückverfolgbarkeit von Tiertransporten sicherstellen soll. TRACES ist ein Datenbanksystem, in dem alle Tiertransporte innerhalb der EU sowie aus und in die EU erfasst werden. Damit sollen insbesondere die Behörden bei Auftreten etwaiger Tierseuchen unterstützt werden. Seit dem 1.1.2005 sind alle Mitgliedsstaaten verpflichtet TRACES anzuwenden. Auch der Versand von Bienen und Hummeln ist davon nicht ausgenommen. Hier ist aber fraglich, ob es wirklich ausschließlich genutzt wird, zumal Bienenköniginnen mit Begleitbienen einfach als Brief versendet werden können. Eine Beschränkung der versendeten Bienen auf bestimmte Bienenrassen ist über das TRACES-System aus organisatorischen Gründen nicht möglich.
Die Tragödie des Allgemeinguts
Aufgrund der begrenzten Möglichkeiten der Gesetze und ihrer Anwendung liegt es derzeit in der Verantwortung der einzelnen Imker, die Genetik unsere heimischen Bienenrassen zu schützen. Die Imker müssen sich die Frage stellen, ob sie wirklich auf Bienen-Importe angewiesen sind und mit Hybrid-Bienen die Genetik unserer heimischen Bienenrassen gefährden wollen. Wie so oft steckt auch hier die „Die Tragik der Allmende / Die Tragödie des Allgemeinguts“ dahinter. Solange wir versuchen die der Allgemeinheit zur Verfügung stehenden Ressourcen zu unserem persönlichen Vorteil auszunutzen, wie beispielsweise durch den Einsatz leistungsoptimierter, künstlicher Bienenrassen, schaden wir letztendlich nur uns selbst. Wir sollten uns immer bewusst sein, dass unsere heimischen Bienenrassen das Ergebnis einer jahrtausendelangen, natürlichen Selektion sind und sie dadurch bestmöglich an unsere Umweltbedingungen, Feinde und Krankheiten angepasst sind.
Tier-Importe und Exporte sind immer kritisch zu betrachten. Zu oft hat der Mensch schon selbst Katastrophen verursacht. Man möge sich nur die Kaninchenplage in Australien vor Augen führen, welche durch den Import von 24 Wildkaninchen durch den britischen Pastor Thomas Austin 1859 verursacht wurde und bis heute jährliche Agrarschäden von bis zu 200 Millionen Dollar verursacht. Dies ist insofern bemerkenswert, da zuvor auch schon Kaninchen nach Australien gebracht wurden, aber erst die Wildkaninchen von 1859 ihren genetischen Vorsprung voll ausnutzen konnten. Auswirkungen menschlicher Handlungen auf unsere Ökosysteme können also massiv und unvorhersehbar sein. Auch unsere Varroa-Problematik kann letztendlich auf einen Tier-Import zurückgeführt werden. Die natürliche Vielfalt zählt zu den Grundlagen der hohen Lebensqualität in Österreich. Diese gilt es zu bewahren und zu schützen!
Auch Kreuzungen verschiedener Bienenrassen (Hybride) sind sehr kritisch zu betrachten. So berichtet beispielsweise der Bienenexperte Jürgen Tautz in seinem Buch „Phänomen Honigbiene“, dass Kreuzungen von Bienen auch zu Entgleisungen führen können:
Im Falle der durch die Hybridzucht entstandenen Afrikanisierten Biene, der so genannten „Killerbiene“, die aus der Europäischen Honigbiene Apis mellifera carnica und der Afrikanischen Honigbiene Apis mellifera scutellata hervorgegangen ist, zeigt sich das Resultat einer fehlenden Feinabstimmung in der Kolonieantwort. Ein Feindalarm soll, anders als die intime Tanzkommunikation, eine größere Anzahl Koloniemitglieder aktivieren, aber auch hier der Stärke der Bedrohung angemessen sein, In der „entgleisten“ Alarmkommunikation der Killerbienen-Kolonie gibt es nur alles oder nichts. Breits geringste Mengen der Alarmsubstanz Isopentylacetat, freigesetzt aus dem Stachelapparat der Bienen bei einem Stich, lassen das gesamte Volk aus dem Nest quellen und zum Angriff übergehen, mit häufig fatalen Folgen für das Opfer.
Bei den Hybriden stellt sich aufgrund des sogenannten Heterosiseffekts bei der Zucht der ersten Generation eine Verbesserung der Eigenschaften (Leistungssteigerung) ein, welche in den Folgegenerationen sich aber wieder aufspaltet und verloren geht. Dies ist beispielsweise auch zu beobachten, wenn man aus dem Samen von Hybrid-Tomaten versucht im Folgejahr selbst Pflanzen mit gleichem Ertrag zu züchten. Die Tomaten der Nachzucht können nicht mehr an die ursprünglichen Erträge anknüpfen. Durch den Kauf von Hypbriden ist man somit in einer Abhängigkeit zum Samen-Lieferanten, da jedes Jahr neues Samenmaterial gekauft werden muss. Ähnlich ist es bei den Hybrid-Bienen. Aufgrund dieser künstlichen Leistungssteigerung bekommen nun aber auch unsere traditionellen Rassen einen unnötigen Leistungsdruck. Sie müssen sich nun an einer künstlich erschaffenen und eigentlich auch sehr flüchtigen Leistungsmarke messen. Eigentlich ein sehr unfaires Spiel. Von Nachhaltigkeit ist hier nichts zu spüren.
Was können die Imker tun?
Bienen-Importe, insbesondere Importe fremder Bienenrassen aus fernen Ländern, sind strikt abzulehnen. Auch wenn diese in der Form von über mehrere Generationen gepaarter Züchtungen zu uns kommen würden. Dies kann nicht der zukünftige Weg für eine nachhaltige Imkerei sein. Was hat der Import einer Apis mellifera meda aus Aserbaidschan oder einer Apis mellifera montolica (Ostafrikanische Bergbiene) aus Tansania für einen tieferen Sinn?
Imker sollten sich die Frage stellen, welche Bienen sie am Bienenstand halten und woher sie ihre Bienen beziehen wollen. Rasch und möglichst unkompliziert hier etwas aus dem Internet zu bestellen ist sicherlich der falsche Weg. Die Imkerei erfordert eine ausführliche Beschäftigung mit der Thematik. Wie es eigentlich bei jeder anderen Neuanschaffung und Haltung von Tieren notwendig wäre. Bei den Bienen kommt aber hinzu, dass die Bienen fliegen können und aufgrund ihrer nur teilweisen Domestizierung sich auch abseits ihrer Standorte verpaaren. Entscheidungen einzelner Imker haben dadurch auch direkten Einfluss auf die Nachbarimker und deren Bienen. Neu-Imker sollten sich daher ausreichend erkundigen und beraten lassen.
- Welche Bienenrasse ist in meiner Gegend für Haltung und/oder Zucht erlaubt?
- Welche Bienenrasse passt zu meinem Standort?
- Welche Bienenrasse gehört zu meiner Gegend?
- Welche Bienenrasse passt zu meinen Nachbarimkern?
- Welche Bienenrasse passt zu meiner Betriebsweise?
Auch unsere heimischen Bienenzüchter züchten seit Jahrzehnten heimische Bienenrassen von bester Qualität und passen stets ihre Zuchtziele an die aktuellen Anforderungen (Stichwort Sanftmut oder VSH-Zucht) an.
Auch hier gilt der Slogan: „Wer regional kauft, kauft nachhaltig.“
Man sollte sich daher nicht von modern gestalteten Internet-Seiten oder plakativen Leistungsdaten in die Irre führen lassen.
Imker sollten stets daran denken, dass in so mancher geschenkter Biene – vom Freund, Nachbarimker etc. – auch die Büchse der Pandora stecken könnte.
Jeder Imker sollte seine Bienen genau beobachten. Wichtiger als jede Rassendiskussion ist der momentane Gesundheitszustand der Tiere. Als Tierhalter sind Imker verpflichtet sich um die Gesundheit ihrer Schützlinge zu kümmern. Sofern sichergestellt ist, dass die Bienen gesund sind, können sich Imker die Frage stellen, ob sie mit ihrer Imkerei langfristig die heimischen Bienenrassen unterstützen wollen oder nicht.
In unserer Gegend ist das plötzliche Auftreten von „gelben Ringen am Hinterleib“ ein erster möglicher, aber augenscheinlicher Hinweis für eine Hybridisierung der Bienen. Meist werden sie durch die in Buckfast-Linien eingekreuzten Apis mellifera ligustica Bienen verursacht. In sehr seltenen Fällen gibt es auch Apis mellifera carnica Bienen mit gelben Ringen, die dann aber nicht dem Rassestandard entsprechen würden. Durch die Verwendung von Reinzuchtköniginnen der heimischen Bienenrassen (Umweiseln) könnte das Problem einfach gelöst werden. Hybrid-Völker sollten jedenfalls nicht vermehrt (keine Zuchtstoff-Entnahme) oder zur Vermehrung (keine Drohnen) herangezogen werden. Für eine 100%ige Beurteilung der Bienen sind regelmäßige Körungen der Bienenvölker (insbesondere der Zuchtvölker) derzeit leider unumgänglich, da man sich aufgrund der großen Menge an Hybrid-Bienen nicht mehr vollkommen auf eine gesicherte Begattung – selbst auf den Belegstellen – verlassen kann.
Wie diese Recherche über die verschiedenen Bienenrassen zeigt, ist heimischer Honig von heimischen Bienen längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Wenn in Zeiten des Klimawandels immer mehr der Ruf nach Regionalität und Umweltschutz ertönt, sollten auch wir Imker mit gutem Beispiel vorangehen. Unsere imkerlichen Tätigkeiten sollten bestmöglich im Einklang mit der Natur stattfinden. Wir müssen aufhören die Natur nach unseren Vorstellungen zu verbiegen und auszubeuten.
In der modernen Tierzucht gilt die „Erhaltungszucht“ als eigene Sparte. Ziel der Erhaltungszucht ist es, Verluste von Genen zu verhindern um möglicherweise bisher nicht erkannte oder unbeachtete genetische Eigenschaften für die Zukunft zu sichern. Auch wir Imker müssen uns vermehrt der Erhaltungszucht zuwenden und darauf achten, dass unsere existierenden heimischen Bienenrassen (Apis mellifera mellifera und Apis mellifera carnica) gesund und unverfälscht erhalten bleiben. Unsere heimischen Bienenrassen repräsentieren schließlich auch einen ideellen Wert. Sie sind das Ergebnis jahrzehntelanger Zuchtbemühungen.
Es ist daher absolut notwendig, dass nur die in den verschiedenen Bienenwirtschaftsgesetzen der Bundesländer vorgeschriebenen Bienenrassen von den Imkern gehalten werden bzw. weiterführende Maßnahmen zum Schutz unserer heimischen Bienenrassen gesetzt werden.
So wäre es beispielsweise durchaus anstrebenswert die Schutzkreise der Belegstellen zu vergrößern. Auch bei der Ausbildung von Imkern sollte diese Problematik aufgegriffen und ausreichend besprochen werden. Derzeit kursieren im Internet viele Imker-Lehrvideos, welche meist überquellende Bienenzargen zeigen und darauf verweisen, dass die Imker-Neulinge ja nur die richtigen Bienen beim richtigen Züchter bestellen müssten um genauso „erfolgreich“ zu sein. Dies ist aber nur soweit zulässig, solange diese Bestellungen auch im Einklang mit unseren Gesetzen erfolgen. Dieser kleine Hinweis fehlt in all diesen Lehrvideos. Außerdem sei hier auch erwähnt, dass für Leistungsbeurteilungen von Bienenvölkern eigentlich nur eine Leistungsprüfung notwendig wäre, wie diese in den Zuchtverbänden auch gängige Praxis ist. Die Bienenmasse alleine sagt nur aus, dass viele Bienen gleichzeitig für eine mögliche Tracht zur Verfügung stehen würden, aber auch gleichzeitig hungrig werden können. Passen Bienenrasse und Umgebung nicht zusammen, sieht es mit der Wirtschaftlichkeit der Völker meist nicht gut aus. Unsere heimischen Bienenrassen wären eigentlich durch natürliche Selektion bestens an die Umgebung angepasst.
Es wäre wünschenswert, wenn die Imker-Verbände und Dachorganisationen (Imkerbund) sich intensiv um dieses Thema kümmern würden, zumal unsere heimischen Bienenrassen vor der drohenden Hybridisierung und Ausrottung geschützt werden müssen.
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