Vortrag „Einfach Imkern“ von Dr. Pia Aumeier und Dr. Gehard Liebig am 10.12.2022 im Imkerhof Salzburg
Autoren: Elisabeth Karl, Bernd Meierhofer
Der Imkerhof Salzburg lud dieses Jahr zu einem Weihnachtsevent ein. Da Thomas Renner auch stets bemüht ist, renommierte Bienenexperten als Fachreferenten in den Imkerhof zu bekommen, gab es beim Weihnachtsevent den Vortrag „Einfach Imkern“ von Dr. Pia Aumeier und Dr. Gehard Liebig. Da die beiden Referenten sich großer Beliebtheit in der Imkerschaft erfreuen, folgten viele Imker aus Salzburg, Oberösterreich und Bayern der Einladung in den Imkerhof. Die Veranstaltung war restlos ausgebucht.
Gleich zu Beginn des Vortrags wurde ein kleiner Handzettel verteilt, welcher Auskunft über weitere Informationsquellen gab:
- www.piaaumeier.de
Dies ist die Dropbox von Frau Aumeier, wo viele Informationen kostenfrei abgelegt sind - Auf YouTube gibt es die Video-Reihe „Live von Pias Bienenstand“
- Herr Liebig stellt viele Informationen (z.B.: Kursankündigungen) über seine Homepage www.immelieb.de bereit.
- Der „Infobrief des LAVES-Instituts in Celle“ dient Imkerinnen und Imkern – egal ob Neuling oder „alter Hase“ als Quelle für sachkundige Informationen rund um Bienen und Honig.
- Die Referenten selbst sind über die Mailadressen info@piaaumeier.de und immelieb@t-online.de erreichbar
Thomas Renner bekam eine besondere Kerze als Präsent überreicht, welche er sicherlich in besonders ärgerlichen Situationen entzünden wird. Sie wird sich dann positiv auf seinen Blutdruck auswirken. 😉
Danach begann Frau Aumeier den Vortrag mit einer kurzen Vorstellung von sich und Hrn. Dr. Liebig. Die beiden Wissenschaftler betreuen 13.711 Bienenvölker in wissenschaftlichen Versuchen.
Frau Aumeier machte dann klar, wie es oftmals zu Falschaussagen und Fehlinterpretationen kommt, wenn Kausalität und Korrelation miteinander verwechselt werden (Buchtipp von Fr. Aumeier: „Der Hund der Eier legt“). Auch in der Imkerschaft sind Falschaussagen und Fehlinterpretationen keine Seltenheit. Oftmals werden falsche Schlüsse gezogen („Post hoc ergo propter hoc“). Empfehlungen werden von den Imkern oftmals mit dem Hinweis „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“ untermauert. Diese Empfehlungen können dann aber häufig einer experimentellen Überprüfung nicht standhalten. Die Kausalität ist dann nicht gegeben. Mit zahlreichen Untersuchungen versuchen die beiden Wissenschaftler imkerliche Mythen zu entlarven. So konnten Frau Aumeier und Hr. Liebig bereits der einen oder anderen Varroabekämpfungsmethode die rote Karte zeigen.
Frau Aumeier ging dann auch kurze auf die unterschiedlichen Beutensysteme ein. Den Bienen ist das Beutensystem grundsätzlich egal. Die Imker sollten sich aber mit einem falschen Beutensystem nicht das Leben unnötig schwer machen. Beuten halten ohne Schutzanstrich 20 Winter und mit Schutzanstrich 20 Sommer. 😉 Frau Aumeier zeigte zwei ident aussehende Zargen. Die eine Zarge war aber aus Weymouth-Kiefer und somit wesentlich leichter. Die Imker sollten, aufgrund der Langlebigkeit der Beuten, sehr auf die Qualität der Beuten und ihre eigenen Bedürfnisse achten.
Hr. Liebig setzte dann mit seinem Vortrag über die Populationsdynamik fort. Er erklärte, dass er regelmäßige Populationsschätzungen durchführt und wie diese durchgeführt werden. Mit diesen Populationsschätzungen hat er dann die Auswirkungen von diversen imkerlichen Maßnahmen überprüft. Seine Untersuchungen ergaben beispielsweise:
- Die Isolierung der Beuten hat keinen Einfluss auf die Volksentwicklung. Die Bienen heizen nicht die Kiste. Bei Kunststoffbeuten ist jedoch zu beachten, dass der Honig langsamer trocknet
- Die Rähmchengröße hat keinen Einfluss auf die Volksentwicklung
- Reizungsmaßnahmen (Reizfütterung) sind ohne Wirkung auf die Volksentwicklung
- Absperrgitter haben keinen Einfluss auf die Volksentwicklung, machen allerdings dem Imker die Arbeit leichter
- …
Laut Frau Aumeier bestimmt das Pollenangebot die Größe des Brutnests. Befindet sich viel offene Brut im Bienenstock, dann sind auch viele Pollenträger am Flugloch zu sehen. Ein Tag mit Flugwetter ist meist ausreichend, um Futter für die kommenden 6 Tage für die Brut zu beschaffen. Der imkerliche Tipp, Pollenbretter aus den Völkern zu entfernen, um mehr Platz für die Brut zu schaffen, könnte bei Schlechtwetterphasen dazu führen, dass die Bienen die Brut nicht mehr mit Futtersaft versorgen können und daher auffressen (zuerst werden die Eier und dann die Larven aufgefressen). Eine Ammenbiene würde bei guter Pollenversorgung ca. 10 Brutzellen versorgen. Dieser gut gemeinte Tipp könnte somit genau das Gegenteil bewirken.
Die Oxalsäure-Verdampfung von unten ist laut Hrn. Liebig die beste und schonendste Varroa-Behandlungsmethode. Leider ist sie in Deutschland nicht erlaubt. Die Verdampfung wirkt am Besten in einer brutfreien Phase bei feuchtem und kühlem Wetter. Bei trockenem Wetter kann über eine feuchte Windel der Wirkungsgrad der Verdampfung verbessert werden. Die Verdampfung wird von Hrn. Liebig je nach Befall wiederholt.
Bei der Beträufelung (Danys Bienenwohl) von oben gilt der Grundsatz: je kälter umso besser, da dann die Biene eng aneinander sitzen. Das Öffnen der Stöcke ist laut Fr. Aumeier auch bei Minusgraden unproblematisch. Insekten kühlen aus und erstarren. Sie erfrieren aber nicht. Frau Aumeier nützt meist auch die kühlen Tage im Dezember und Jänner um eine Futterkranzprobe für die AFB-Untersuchung aus ihren Völkern zu entnehmen. Sie bekommt damit die Ergebnisse auch meist sehr zeitnah, da um diese Zeit nur sehr wenige Imker Proben einsenden und die Labore nicht überlastet sind.
Ameisensäure verwendet Frau Aumeier für Jungvölker und schwache Völker, da in diesen Völkern die Ameisensäure besser verdampft. Als Alternative zum Liebig-Dispenser empfiehlt Frau Aumeier die Formicpro-Streifen, welche auch im Imkerhof erhältlich sind.
Von Thomas Renner wurde darauf hingewiesen, dass das in Österreich zugelassene Verdampfungspräparat Apibioxal heißt und die richtige Anwendung auf der Packung beschrieben ist.
Bzgl. der Bienenviren sehen Frau Aumeier und Hr. Liebig derzeit keinen besonderen Handlungsbedarf.
Bei der Bienenzucht wird von Frau Aumeier und Hrn. Liebig selektiert auf:
- Sanftmut
- Sanftmut
- Sanftmut
- …
Laut ihren Untersuchungen ist es den Bienen egal, ob die Nicot-Näpfchen oder selbst hergestellte Wachsnäpfchen verwendet werden. Es gibt bei den Nicot-Näpfchen aber auch billige Nachbauten, bei denen die Näpfchen innen nicht glatt sind. Diese Näpfchen werden von den Bienen nicht angenommen.
Beim Verschulen werden immer drei Begleitbienen zu den Weiselzellen hinzugefügt. Diese Begleitbienen helfen der Königin aus der Weiselzelle, falls diese wieder in die Weiselzelle krabbelt um den Gelee-Royal-Rest zu fressen und nicht mehr herauskommen sollte.
Sportbienen, Bienen, die den Imker zum Laufen bringen, sind durch Umweiseln zu beseitigen. Frau Aumeier ist auch kein Fan von schwärmenden Bienen, da Bienenschwärme, wenn sie nicht eingefangen und versorgt werden, in der Natur nicht überleben könnten. Sie müssen somit eingefangen werden, da man anderenfalls einen tierschutzrechtlichen Verstoß begehen würde. Um Schwärme zu vermeiden erhalten alle zweizargigen Völker zur Kirschblüte einen Drohnenbaurahmen, ein Absperrgitter und den Honigraum aufgesetzt. Starke Völker sollten auch regelmäßig geschröpft werden. Mit dem Schröpfen kann begonnen werden, sobald die erste Drohnenbrut verdeckelt ist. Von April bis Juni kann man kleine Ableger bilden. Hierfür einfach ein Brutbrett + Bienen, eine Mittelwand und eine Futterwabe in eine Ablegerkiste geben und diese an einem entfernten Standort aufstellen.
Frau Aumeier erklärte dann auch das „Teilen und Behandeln-Konzept“. Diverse Könginnen-Sperrkäfige wurden auch getestet. Das „Teilen und Behandeln-Konzept“ hat sich aber als die einfachste und effektivste Variante herauskristallisiert.
Die Puderzuckemethode und der CO2-Tester sind für Frau Aumeier für die Varraodiagnose zu aufwändig bzw. zu teuer (Preis der CO2-Patronen). Sie hält sich an die Gemülldiagnose.
Varroa kann auch in Königinnenzellen stecken. Dort ist sie aber sehr selten zu finden, da diese Zellen von den Bienen viel besser umsorgt werden.
Die von Imkern oftmals genannte Reinvasion nach einer Räuberei, ist laut Frau Aumeier kein wirkliches Problem. Milben wechseln nur von sterbenden Bienen auf gesunde Räuberbienen. Die meisten Milben sterben gemeinsam mit den geräuberten Völkern.
Eine weitere Buchempfehlung von Frau Aumeier: Die Angst der Woche – Warum wir uns vor den falschen Dingen fürchten.
Abschließend bleibt zu bemerken, dass dem Imkerhof mit der Einladung von Frau Dr. Aumeier und Hrn. Dr. Liebig eine herausragende Veranstaltung gelungen ist. Es war eine tolle Erfahrung die beiden Wissenschaftler persönlich in einem Vortrag kennenzulernen. Neben ihrer Fachkompetenz brillierten die Beiden auch von ihrer menschlichen Seite. Danke an Frau Dr. Aumeier, Danke an Hrn. Dr. Liebig und Danke an Thomas Renner und das Imkerhof-Team für diesen Event!
Hier die Handouts zum Vortrag:
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Ich danke den AutorInnen für diesen Informationsbericht! Sehr sachlich und fachlich.
Robert
Bitte gerne! Es ist sehr erfreulich, wenn die Berichte gelesen werden und auch Anklang finden! Liebe Grüße, Bernd