Imkerkreisversammlung 2023 am 26.02.2023 in Piding
Autor: Bernd Meierhofer
Da in den Medien schon oftmals über den Vormarsch der asiatischen Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) in Europa berichtet wurde, folgte ich gerne der Einladung der Berchtesgadner Imker zu ihrer Kreisversammlung in Piding, welche auch einen Fachvortrag von Fr. Dr. Nicole Höcherl zu diesem Thema hatte. Außerdem wollte ich mir mal ansehen, wie die Imkerei bei unseren Nachbarn so organisiert ist und abläuft.
Auch wenn im Saal im Altwirt in Piding noch Plätze frei waren, sind doch sehr viele Imker zu dieser Veranstaltung gekommen. Alleine die Begrüßung der Gäste durch den Kreisvorsitzenden, Obmann für Honig Landesverband Bayerischer Imker e.V., Wespen und Hornissenberater des Berchtesgadener Landes Hrn. Stefan Ammon, zeigte den Umfang des Kreisverbandes. So waren z.B. auch die Bürgermeister von Bad Reichenhall. Freilassing, Ainring, Saaldorf-Surheim, Piding, Anger und Teisendorf zu dieser Veranstaltung geladen.
Nun aber zum Vortrag von Fr. Dr. Nicole Höcherl. Den Vortrag startete die Biologin Fr. Dr. Höcherl mit einer kurzen Vorstellung ihrer Person. Sie studierte und promovierte an der Universität Würzburg. Danach arbeitete sie in der Imkerei des Instituts für Bienenkunde und Imkerei (Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim, wo sie dann von 2017-2020 auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt wurde. Sie leitete das Projekt „Bee Warned“ – ein Frühwarnsystem für exotische Bienenschädlinge in Bayern. Seit 2021 hat sie eine Anstellung als Fachkraft für Bienengesundheit an der Tierhaltungsschule (THS) Triesdorf.
Die Bienenschädlinge in Europa sind ein Ergebnis der Globalisierung. So wurde 1977 die Varroamilbe nach Deutschland gebracht, 2004 die Vespa velutina nach Frankreich und der kleine Beutenstockkäfer 2014 nach Italien.
Der kleine Beutenstockkäfer (Aethina tumida)
Fr. Höcherl startete nun ihren Fachvortrag mit dem kleinen Beutenkäfer (Aethina tumida). Dieser kleine Käfer (5mm lang, 3mm breit, Farbe: zuerst rotbraun, später dunkelbraun bis schwarz) hat seine natürliche Verbreitung eigentlich im südlichen Teil von Afrika. Invasive Populationen findet man heute in Kanada, Ägypten und in Australien. Eine Einschleppung nach Portugal konnte zum Glück erfolgreich verhindert werden. In Italien wird gerade versucht, die Ausbreitung des Käfers zu bekämpfen.
Wie sieht nun der Lebenszyklus des kleinen Beutenkäfers aus?
Der Käfer legt seine Eier in die Waben des Bienenvolkes an den Rand der Zellen (Gelege mit bis zu 210 Eier). Dort schlüpfen die Maden und ernähren sich in Folge von der Bienenbrut, dem Bienenfutter (Honig und Pollen) und dem Wabenbau der Bienen. Sobald die Maden die Größe von „Wandermaden“ erreicht haben, krabbeln diese aus dem Stock und vergraben sich im Erdreich. Dort verpuppen sich dann die Maden und schlüpfen dann als fertige Käfer, welche sich sofort wieder auf die Suche nach einem Bienenstock als Nistplatz aufmachen. Die Käfer fliegen bis zu 10 km. Der Kreislauf beginnt dann von neuem.
Der Käfer ist sehr lichtscheu. Beim Öffnen der Beuten wird sich der Käfer daher sofort in Ecken oder in den Wabenzellen verstecken.
Was sind nun die besonderen Körpermerkmale und Eigenschaften des Käfers?
Seine Fühler sind keulenförmig und die Flügeldecken bedecken nicht den gesamten Hinterleib. Die Made des Beutenkäfers ist wesentlich kleiner (bis zu 10 mm) als die der Wachsmotte (bis zu 20 mm) und legt auch keine Gespinste im Inneren der Bienenstöcke an. Ist ein Bienenstock befallen, kommt es zu einer raschen Schwächung des Volkes. Der Wabenbau wird instabil und glitschig. Eine hygienische Honigernte ist nicht mehr möglich. Der Honig beginnt aufgrund der Verschmutzung durch den Käfer zu gären.
Erwachsene Käfer können im Sommer auch längere Zeit außerhalb eines Bienenvolkes überleben und überwintern gut in der Wintertraube der Bienen. Somit besteht auch die Gefahr einer stabilen Population in unserer Gegend.
Der Käfer kann nur ausgerottet werden, wenn nach einer Entdeckung sofort gehandelt wird. Hat er sich einmal verbreitet, kann der Bestand nur noch reduziert werden. Der Käfer ist somit eine anzeigepflichtige Tierseuche.
Welche Maßnahmen können die Imker zur Verbeugung machen?
- Starke Bienenvölker halten
- Honigwaben sofort schleudern
- Keine Waben/Entdeckelungswachs liegen lassen
- Lagerung der Waben (Käfer-dicht) nach Möglichkeit unter 10 Grad Celsius
- keine Königinnen/Völker importieren
- mit gekauften, gebrauchten Imkereigeräten/ausrüstung vorsichtig sein
- mit Warenimporten (Obst, Erde, Topfpflanzen) vorsichtig sein
- Sammelgefäße für verdächtige Käfer und Larven am Standort vorrätig haben, damit diese eingesammelt und der Behörde übergeben werden können
- Einsatz von Fallen für den Beutenkäfer. Auch die Varroamilbe wird in diesen Fallen gut gefangen
Fr. Höcherl wies insbesondere darauf hin, dass Imker niemals Völker von dubiosen Quellen kaufen sollten. Der illegale Welpenhandel wird zum Glück stark angeprangert. Gleichzeitig finden aber Übergaben von Bienen-Kunstschwärmen an Raststationen statt.
Die asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax)
Fr. Höcherl setzte ihren Vortrag dann mit der asiatischen Hornisse fort. Diese hat ihre natürliche Verbreitung in Asien und breitet sich gerade in Europa invasiv aus. Auch in Deutschland wurden schon mehrere Nester gefunden. Auch in Hamburg. Im Nord-Westen von Bayern gab es eine erste Sichtung eines Drohns. Im Internet werden hier viele Unwahrheiten über die asiatische Hornisse verbreitet. Sie ist weniger aggressiv als in vielen YouTube-Videos behauptet. Sie verteidigt aber – wie unsere heimische Hornisse (Vespa crabro) – ihr Nest. Oftmals wird in YouTube-Videos fälschlicherweise die asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarina) anstatt der asiatischen Hornisse gezeigt. Diese hat aber ein komplett anderes Verhalten als die Vespa velutina. Sie rekrutiert beispielsweise Arbeiterinnen für einen Überfall von Bienenvölkern. So etwas macht die Vespa velutina aber nicht.
Wie sieht der Lebenszyklus der asiatischen Hornisse aus?
Eine begattete Königin überwintert alleine und versorgt sich im Frühjahr dann selbst. Die Königin baut ein erstes Nest und beginnt im April/Mai mit der ersten Eiablage. Im Juni/Juli schlüpfen dann die Arbeiterinnen und die Volksstärke wächst stark an. Im September/Oktober schlupfen dann die Geschlechtstiere. Somit können dann in einem Volk bis zu 350 Jungköniginnen entstehen. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit verlassen diese Jungköniginnen dann das Nest, um im nächsten Jahr ein eigenes Volk aufbauen zu können. Auch wenn 350 Jungköniginnen sehr viel sind, überleben nur sehr wenige bis zum nächsten Jahr.
Was sind nun die besonderen Körpermerkmale und Eigenschaften der Vespa velutina?
Eine Königin ist ca. 3 cm groß, Arbeiterinnen 1,7 – 2,4 cm. Sie ist überwiegend schwarz. Ihre Beine sind gelb. Der Hinterleib hat eine gelbe Binde und ein orangenes Ende. Die Farbe ist somit ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu unserer heimischen Hornisse.
Ihre Nester baut die Vespa velutina sehr gerne in den Baumkronen hoher Laubbäume (Freinister). Die großen elliptischen Nester (60 -100 cm hoch) sind somit meist nur im Herbst, sobald die Blätter abgefallen sind, sichtbar. Im Gegensatz zur heimischen Hornisse, welche auch lieber in Höhlen brütet, sind die Nester unten geschlossen. Der Eingang ist seitlich.
Noch ungeklärt ist, warum es Gebiete mit einer hohen Dichte an Nestern (12 Nester / Quadratkilometer) gibt. Die Vespa velutina deckt ihren Bedarf an Kohlenhydraten mit Nektar und reifen Früchten. Den Eiweißbedarf deckt sie leider zu 37 bis 85% mit unseren heimkehrenden Honigbienen, womit sie für die Imkerei ein großes Problem darstellt. Aber auch Wespen und (Schweb)-fliegen gehören zu ihrem Nahrungsspektrum.
Gemäß EU-Verordnung 1143/2014 ist die Vespa velutina eine invasive Art und muss unverzüglich beseitigt bzw. deren Ausbreitung verhindert werden. Gemäß dieser Verordnung sind die EU-Mitgliedstaaten auch zu Maßnahmen verpflichtet (z.B.: Monitoring)
Welche Maßnahmen sollten die Imker ergreifen?
- Verdächtige Nester und Sichtungen von Hornissen sofort melden (möglichst mit Foto)
- die Fluglöcher der Bienenvölker gut im Auge behalten
Wir sollten aber nicht in Panik verfallen und auch keine Fallen aufstellen.
Insbesondere die Wespen- und Hornissenfallen sollten laut Fr. Höcherl nicht eingesetzt werden. Auswertungen von ihr zeigten, dass in diesen Fallen meist auch nützliche und geschützte Insekten (auch Schmetterlinge, Fliegen und unsere heimische, geschützte Hornisse) sinnlos gefangen werden und verenden.
Sichtungen können in Bayern über das von Fr. Höcherl etablierte „BeeWarned“ System gemeldet werden. Leider ist die Bekämpfung nach einer Sichtung nicht so einfach, da erst einmal das Nest einer Vespa velutina gefunden werden muss. Hierfür werden als Methoden die Triangulation (Kreuzungspunkt der Flugrouten von mehreren Hornissen = Nistplatz), die Radiotelemetrie (Sender am Rücken der Hornissen) und Wärmebildkameras eingesetzt. Fr. Höcherl zeigte aber die Probleme bei der Anwendung dieser Methoden auf. Wir werden die asiatische Hornisse somit bei uns nicht mehr ausrotten können. Die asiatische Hornisse und der kleine Beutenkäfer werden aber auch nicht das Ende der Imkerei sein.
Der Vortrag von Fr. Höcherl zeigte klar, dass von der asiatischen Hornisse und dem kleinen Beutenkäfer eine zusätzliche, neue Gefahr für unsere Bienen droht. Der Stv. Landesrat Berchtesgadner Land Hr. Helmut Fürle erwähnte, dass bei der asiatischen Hornisse mit einer Ausbreitung von 78 km / Jahr zu rechnen ist. Laut Fr. Höcherl könnte aber mit jedem LKW-Transport die Vespa velutina schon morgen an unsere Haustüre klopfen. Den Imkern kommt also in Zukunft eine noch größere Verantwortung beim Schutz unserer Umwelt zu.
Danksagung
Ich möchte mich sehr herzlich bei Fr. Höcherl für den hervorragenden Vortrag bedanken. Und bei Hrn. Ammon und den Berchtesgadener Imkern für die Einladung. Ich hoffe, dass auch die Imker aus Berchtesgaden uns bei der einen oder anderen Imker-Veranstaltung im Salzburger-Land besuchen werden. Die Aigner-Imker freuen sich immer über Besuche und einen imkerlichen Gedankenaustausch. Unsere Bienen und die Bedrohungen unserer Bienen machen vor der Staatsgrenze ja nicht halt. Wir sollten es auch nicht tun.
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