Imker zu Gast beim Ackerbau-Feldtag der Familie Kaiser in Irrsdorf / Straßwalchen

Autor: Bernd Meierhofer

Einladung durch Familie Kaiser und den Imkerverein Straßwalchen

Am 1.6.2023 wurden wir vom Imkerverein Straßwalchen zu einem Vortrag über alternative Dünge- und Behandlungsmethoden im Ackerbau beim
Landwirt Paul Kaiser sen. und Paul Kaiser jun. in Irrsdorf/Straßwalchen eingeladen. Paul Kaiser jun.
bewirtschaftet einen 400 Jahre alten Erbhof. Der landwirtschaftliche Betrieb ist auf die Stiermast
fokussiert.

Bei der Veranstaltung ging es darum, den Imkern zu zeigen, mit welchen Problemen die heutige
Landwirtschaft im Ackerbau konfrontiert ist und wie versucht wird, diese Probleme zu lösen. Dafür wurde auch Herr
Rupert Reich vom Lagerhaus Geinberg eingeladen, welcher detaillierte Informationen lieferte, welche
Schädlinge die Ackerfrüchte bedrohen und wie versucht wird, diese zu bekämpfen. Dabei werden nun
auch komplett neue Wege eingeschlagen. So wird beispielsweise versucht, mittels Fotofallen, welche
im Boden des Ackers eingegraben werden, herauszufinden, welche Schädlinge sich in welcher Anzahl
gerade am Acker befinden um dann eine bedarfsorientiere Schädlingsbekämpfung durchzuführen.
Von Herrn Kaiser wurde berichtet, dass er seine Spritz- und Düngemittel auch in der Nacht ausbringt,
da in der Nacht die Mittel nicht von thermischen Winden verfrachtet werden.

Besichtigung des Rapsfeldes

Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen

Herr Reich informierte, dass sich die Landwirtschaft aufgrund der Klimaveränderung gravierend
verändern wird. So werden sich beispielsweise auch die bisherigen Anbaugebiete für Zuckerrübe und
Raps in Österreich verschieben müssen. Der Raps-Schwerpunkt wird sich beispielsweise von
Oberösterreich mehr in den Salzburger Flachgau verlagern. So hat nun auch die Familie Kaiser
begonnen, auf einer Fläche von 7 ha Raps anzubauen.

Der Ernteerfolg wird von diversen Schädlingen bedroht – Neue Maßnahmen

Der Hauptfeind der Landwirte am Acker ist der Erdfloh. Eigentlich ein Käfer und kein Floh, welcher
jungen Pflanzen sehr zusetzen kann. Als neues Bekämpfungsmittel wird hier nun Kristallkalk
eingesetzt. Kristallkalk ist eigentlich ein Düngemittel und kein extra zugelassenes
Insektenbekämpfungsmittel. Der Kristallkalk bleibt bei seiner Ausbringung aber auf den saftig grünen
Blättern kleben. Die Blätter werden dadurch mit einer gräulichen Schicht überzogen und erscheinen
für die Fressfeinde weniger attraktiv. Um hier eine möglichst dünne und gleichmäßige Schicht am Feld
verteilen zu können, verwendet Herr Kaiser hier sogar Blaulicht auf seinem Traktor. So ist in der Nacht
gut erkennbar, wo der weiße Kalk bereits ausgebracht wurde und wo nicht.

Herr Reich zeigte am Feld dann noch gesunde und von Schädlingen befallene Raps-Pflanzen. Hier
sind in den Stängeln die Maden von Rüsselkäfern zu finden, welche sich den Stängel empor fressen
und schließlich zum Abknicken der Pflanze führen oder bewirken, dass die Raps-Pflanzen nur noch
sehr wenige Schoten ausbilden können. Es liegt auf der Hand, dass hier ein großflächiger Befall einen
enormen finanziellen Schaden für den Landwirt verursachen kann.

Fruchtfolge als mögliche Alternative zu Dünge- und Spritzmittel?

Auf die Frage, ob nicht durch eine entsprechende Fruchtfolge komplett auf Dünge- und Spritzmittel
verzichtet werden kann, antworte Herr Reich, dass hierfür eine mindestens siebenmalige Fruchtfolge
notwendig wäre und dieser Aufwand letztendlich vom Endkunden auch honoriert werden müsste. Der
Salzburger Lungau, wo dies schon von einigen Landwirten praktiziert wird, ist hier sicherlich in einer
sehr privilegierten Position, da dort das Projekt einer natürlichen Landwirtschaft von einem Großteil
der Bevölkerung finanziell getragen und aktiv unterstützt wird. Im Lungau sind die Kunden bereit, die
Mehrkosten für die dort erzeugten landwirtschaftlichen Produkte zu bezahlen.

Herr Reich erklärte, dass die Landwirte bei der Ausbringung der Dünge- und Spritzmittel auch sehr
stark auf die Biologie und das Verhalten der Schädlinge eingehen müssen. Wie in der Imkerei bei der
Varroa-Bekämpfung, gilt auch hier der Leitsatz: „Du musst deinen Feind kennen, um ihn besiegen zu
können“. So ist es auch für die Landwirte klar, dass Dünge- und Spritzmittel außerhalb der Flugzeiten
unserer Bienen und anderer Nützlinge ausgebracht werden müssen. Die Familie Kaiser arbeitet hier
sehr eng mit den örtlichen Imkern zusammen, zumal hier ja eine klare Win-Win-Situation für beide
Seiten entsteht. Die Imker dürfen sich einerseits über den Raps-Honig freuen und Familie Kaiser über
den durch die Bienen-Bestäubung gesteigerten Raps-Ertrag.

Zum Schluss der Veranstaltung gab es dann noch ein gemeinsames Abendessen beim Kirchenwirt in
Irrsdorf.

Resümee

Ich denke, dass es für alle Teilnehmer ein sehr interessanter Abend war. Ich möchte mich hiermit sehr
herzlich bei der Familie Kaiser, Herrn Reich und dem Imkerverein Straßwalchen für die vielen
Informationen und das offene Gespräch bedanken. Solche gemeinsamen Veranstaltungen von
Landwirten und Imkern sollten eigentlich viel öfter stattfinden, zumal die Imkerei ja integraler
Bestandteil der Landwirtschaft ist, auch wenn nur noch wenige Landwirte sich selbst mit der Imkerei
beschäftigen. So ist es umso wichtiger, dass wir die Probleme und Sorgen des jeweilig anderen
verstehen und versuchen, uns gegenseitig bestmöglich zu helfen. Danke noch einmal an die Familie
Kaiser die hier die Initiative ergriffen und den ersten Schritt für ein erstes Kennenlernen und einen
ersten Informationsaustausch gesetzt hat. Ich hoffe, dass nun weitere gemeinsame
Informationsveranstaltungen (Landwirte und Imker) folgen werden.

Wir Imker können als einzelne Konsumenten jedenfalls dazu beitragen, dass wir die von unseren
Landwirten lokal produzierten Lebensmittel wertschätzen und kaufen. Wir müssen auch bereit sein,
dafür einen angemessenen Betrag zu bezahlen, damit die Zukunft unserer Landwirte und damit auch
unsere eigene Zukunft gesichert bleibt. Darüber sollte auch die restliche Bevölkerung informiert und
begeistert werden.

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