Protokoll vom Stammtisch am 3. Oktober 2023

Waldtracht-Vortrag von Imkermeisterin Monika Heller

Begrüßung der Gäste

  • Monika Heller (Bio-Imkerei Heller), Vortragende zum Thema ‚Waldtracht‘, Bio-Imkerin aus Maria Schmolln im Kobernaußerwald, Waldtrachtexpertin aufgrund langjähriger Beobachtungen und Aufzeichnungen
  • Gäste aus den Imkervereinen Salzburg-Maxglan, Seekirchen, St. Georgen, und Henndorf
  • Fadi – RefuBees-Imker aus Syrien

Imkern im Oktober

Wärmeperiode: Der September ist nun vorbei und war nach Berechnungen des DWD der wärmste seit Messbeginn 1881. Das Temperaturmittel betrug 17,2 Grad. Ein Ende der Spätsommertage ist derzeit noch nicht in Sicht. Dies wirkt sich natürlich auch auf unsere Bienen aus. Die Bienen brüten weiter und verbrauchen auch mehr Futter als in der Winterruhe

Störungen jetzt möglichst einstellen, die Winterbienen brauchen Ruhe

Auffüttern:
Tipp von Monika Heller: Ziel sollte sein, Mitte September fertig zu sein
Wer noch füttern muss, sollte Invertfutter verwenden, um die Bienen zu entlasten

Varroabehandlung:
Natürlicher Milbenfall von mehr als 5 Milben/Tag ist bei Wirtschaftsvölkern bereits kritisch. Bei Jungvölkern gilt mehr als 1 Milbe/Tag als kritisch.

Königinnentausch ist jetzt gut möglich

 Neuigkeiten

  • WhatsApp Community „Imkerverein Salzburg Aigen“
    Dort sind nun alle WhatsApp-Gruppen des Vereins zu einer Gruppe (Community) zusammengefasst und somit für alle Community-Mitglieder sichtbar. Die Administration und der Versand von Ankündigungen wird dadurch vereinfacht. An den bestehenden WhatsApp-Gruppen ändert sich dadurch nichts.
  • Neues auf der Homepage:
    Bericht über gebietsfremde Arten (Erster Beitrag + Fotos von Roman Metschina)
    Kontakt mit dem Institut für Zoologie der Uni Innsbruck
    Vespa velutina im Anmarsch auf Österreich
  • Adventmarkt Elsbethen 2023 (2.12 und 9.12.2023).
    Wir sollten in den nächsten Tagen mit der konkreten Planung beginnen.
  • Michael plant einen Tag der offenen Tür in seiner Schule. Genaueres folgt!
  • Neues von der Vereinshütte Egelsee
    Vertrag zur Prüfung bei Hrn. Herbst und Fr. von Oswald
  • Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund
    Die Glosse für die Zeitschrift des Naturschutzbundes ist in Arbeit
    Aktion „Aufblühn“ des Landes Salzburg und des Naturschutzbundes. Winfrid Herbst hat sich schon gemeldet, ob wir hier kommendes Jahr mitarbeiten wollen.

Nächste Termine (siehe auch Veranstaltungskalender)

Pläne

  • Wochentagsänderung für unsere Stammtische im kommenden Jahr?
  • Nächstes Sozialprojekt – Nepal-Hilfe (Swan Österreich) oder anderes Projekt?
  • Ausflug im kommenden Jahr wird angedacht, Ziel wird noch gesucht
  • Sommerfest 2024 – 120 Jahre Imkerverein Salzburg Aigen

Waldtracht-Vortrag von Monika Heller

 Einleitung

Gleich zu Beginn macht Monika Heller darauf aufmerksam, dass Waldtracht immer im Zusammenhang mit Wetter, den vorfindbaren Bäumen und dem Nahrungsfluss in den Bäumen gesehen werden muss nach dem Grundsatz:

Geht’s den Bäumen gut, geht’s auch den Läusen gut!

Und dann darf der Imker auf Waldhonig hoffen, wobei aber auch bei scheinbar idealen Bedingungen, die bereits ein Jahr vorher beginnen, immer auch Überraschungen möglich sind. Ein wichtiger Faktor ist auch, dass die Wälder im Zuge des Klimawandels einem Wandlungsprozess unterworfen sind. Fichten gehen sehr zurück und müssen durch andere Bäume ersetzt werden. Der Kobernaußerwald hat noch relativ gute Bedingungen, da hier ein hoher Tannenanteil besteht, es gibt aber auch Eichen, Ahorn, Eschen, Kiefern, Lärchen…

Rückblick auf das Jahr 2022

Um das Jahr 2023 zu verstehen, gibt Monika Heller einen Rückblick auf das Jahr 2022, um beispielhaft die Entwicklung einer Waldtracht zu beschreiben.

August 2022: heiß, sonnig, trocken. Gute Bedingungen für Lecanie, Bucheria, Coloredo Tannenrindenlaus (TRL).

September 2022: 1. Hälfte warm, 2. Hälfte kühl und feucht. Ideal für Nährstoffeinlagerung in den Bäumen und ideal für Lachniden.

Oktober 2022: sehr warm und trocken. Ideal für die Eiablage.

Winter: zu wenig Niederschlag. Schlecht für Lachniden.

2023

März 2023: kalt und winterlich. Das haben die Lachniden trotzdem ganz gut verkraftet. Ideal war der Wachstumsschub aufgrund der guten Nährstoffeinlagerung im Herbst. Gute Entwicklungsbedingungen für Läusepopulation.

April: kalt und nass, wenig Licht, das war nicht optimal. Das kalte Wetter hat sich außerdem sehr bremsend auf die Entwicklung der Bienenvölker ausgewirkt. Manche Völker gingen verzögert ins Frühjahr und waren bei Trachtbeginn nicht startbereit.

Mai: Wetterbesserung erst Ende des Monats. Es waren kaum Läuse zu finden. Im Wald war es still, die startklaren Bienen waren in der Obstbaumblüte.

Juni: schönes Wetter. Die kleine Lecanie war mäßig da, die Buchneria dagegen stark.

Juli: Trotz guter Bedingungen war ein Knick zu beobachten und die Bienen waren nicht mehr im Wald. Schuld daran war der Ostwind, der den Honigtau ausgetrocknet hatte. Außerdem hat andererseits starker Regen den Honigtau abgewaschen.

August: Trachtende.

September und Oktober: leider zu trocken für optimalen Nährfluss.

Laubbäume

Eichen: Bienenbeflug auf Eichen ist ab Mai möglich, obwohl der Nektarwert bei 0 liegt und der Pollenwert bei 2. Die Blüten können also nicht die Ursache sein! Es gibt tatsächlich auch Honigtauerzeuger auf Eichen:

Eichen-Napfschildlaus: Diese geben Honigtau ab, solange sie in der Entwicklung sind. Adulte Läuse geben keinen mehr ab.

Bunte Buchenrindenlaus: ist in Verbindung mit Ameisen auf Eichen zu finden.

Schwarzbraune Eichenrindenlaus: auch sie gibt Honigtau ab.

Beispiel: Foto einer Eiche im Mattighofen, die am 5. Juni voller Läuse war und der Boden darunter ganz klebrig.

Ahorn: wird schon aufgrund des Blütennektars gerne von Bienen besucht, es gibt aber auch Blatthonig vom Bergahorn, Spitzahorn und Feldahorn, was zu auffallend großen Erträgen führen kann.

Ahornborstenlaus: sitzt in den Knospen.

Nadelbäume

Wie finde ich Trachtbäume?

  • Schauen, wo die Vormittagssonne ist und wo kein Wind geht.
  • Schauen, wo Ameisenhügel sind.
  • Schauen, wo alte Fichten sind.

Starkwüchsige und schwachwüchsige Zweige sollten unterschieden werden: Manche Läuse bevorzugen starkwüchsige, andere leichtwüchsige.
Rußige Nadeln weisen auf vergangene Tracht hin.

Tannen: Hier warten die Imker auf die Große schwarzbraune TRL: Bei der Suche nach Kolonien findet man das Muttertier am Quirl, anschließend sitzen  die Töchter. Die Kolonien wandern stetig Richtung Stamm. Es gibt aber auch Fraßfeinde der TRL, z.B. Schlupfwespen.

Grüne TRL (= Buchneria): Sitzt einzeln, ist deshalb schwer zu finden. Bei der Suche hilft Ausschau nach Honigspritzern. Der Honigtau ist zunächst hell und wird unter Einwirkung von Luft dunkel. Parasitierung z.B. durch Raupen. Buchneria vermehrt sich am langsamsten, braucht also lange, bis die Kolonien so stark sind, dass Tracht einsetzt. Geschlechtstiere gibt es erst im Herbst, vor der Eiablage.

Colorado TRL: Ist eine importierte TRL und bildet sehr große Kolonien und steht in Verbindung mit Ameisen. Sie überwintert auf den Unterseiten der Zweige.

Bei der Frage, ob eine Spättracht möglich ist, ist darauf zu achten, wie sich der Wirtsbaum entwickelt, aber auch, wie die Spätsommerpflege der Bienen verläuft. Waldtracht lässt die Völker schrumpfen, da der Wald keine Pollen bringt und die Königin eventuell kaum Platz zum Stiften vorfindet.

Im August 2022 wurde Honig im August eingetragen, gleichzeitig war aber Spätsommerpflege angesagt. Da ist der Imker immer wieder im Zwiespalt!

Tannennapfschildlaus: wurde bisher in zu geringer Menge beobachtet, hat noch nie Tracht gebracht.

Fichte: Hier warten die Imker auf die Rotbraun bepuderte Fichtenrindenlaus (= FRL): vermehrt sich rasant, brachte aber in letzter Zeit trotzdem keine große Tracht! Fraßfeinde: Marienkäferlarven.

Große Lecanie: honigt bereits im Mai.

Kleine Lecanie: honigt Anfang Juni.

Große schwarze FRL: ist schwer zu finden, da sie sich eher im oberen Bereich der Bäume aufhält. Ist wegen Melizitose besonders gefürchtet. Melizitose-Honig ist aber nicht nur von den beteiligten Läusen abhängig, sondern auch von Trockenheit, unter der die Wirtsbäume leiden. Trockenzeiten führen zu vermehrtem Auftreten von Melizitose!

Stark bemehlte FRL: liefert eher eine geringe Menge an Beitracht und wegen Melizitose eher gefürchtet. Gefährdet von Schwebfliegenlarven.

Grün gestreifte FRL: spielt eine untergeordnete Rolle, ebenso die Graugrün gescheckte Fichtenrindenlaus.

Kiefer: auch Kiefern haben Läuse! Kiefernrindenlaus: typisch sind die Eier in Kettenform. Sie ist eine perfekte Tarnmeisterin und sehr schwer auffindbar. Nach dem ‚Verbreitungsflug‘ verschwindet sie wieder von der Bildfläche.

Lärche: Lärchenrindenlaus: tritt in Verbindung mit Ameisen auf.

Andere Läuse: deren Honigtau aber von den Bienen nicht genutzt wird, da die Zuckerzusammensetzung nicht passt, sind:

  • Fichtengallenlaus
  • Weißtannentriebläuse

Danksagung

Vielen Dank, Monika, für diese wertvollen Einblicke in die Welt der Lecanien und Lachniden! Wir hoffen, dass du noch viele Jahre deine Waldtracht-Beobachtungen mit der Imkerschaft teilst!

Unterlagen der Präsentation

Die Unterlagen vom Vortrag wurden dankenswerterweise von Monika den Mitgliedern unseres Vereins zur Verfügung gestellt. Diese dürfen aber nicht an Dritte weitergegeben werden. Sollten andere Personen Interesse an den Unterlagen haben, bitte direkt mit Monika Heller Kontakt aufnehmen.

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