Einsteigertag im Imkerhof Salzburg
am 18.11.2023
Autorin: Elisabeth Karl
Imkerinnen und Imker, die im Jahr 2024 mit der Imkerei beginnen wollen, hatten am 18.11.2023 im Imkerhof Salzburg die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Informationsveranstaltung über die Imkerei im Bundesland Salzburg zu informieren. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung über diese gelungene Veranstaltung.
Imkern im Bundesland Salzburg
Nach einer kurzen Vorstellung von Thomas Renner, Geschäftsführer des Imkerhofes in Koppl und Nebenerwerbsimker mit über 200 Völkern, beginnt er seinen Vortrag für Neueinsteiger, humorvoll aufgelockert durch seine markigen Sprüche.
Das Bild des Imkers ändert sich, waren es früher „alte, kleine, grüngekleidete Männer, eventuell auch noch mit der Imkerpfeife im Mund“, so sind mittlerweile viele Frauen und auch sehr junge Leute in der Imkerei tätig.
Imkern:
- ist ein Teil der Landwirtschaft
- braucht Disziplin, damit sind die exakten terminlichen Abläufe bei der Entwicklung von Biene, Drohne und Bienenkönigin und die Tätigkeiten, die damit in Verbindung stehen, gemeint (Schwarmkontrolle, Königinnenvermehrung, Ablegerbildung, …)
- braucht Verantwortung gegenüber dem Bien als Organismus mit 50000 – 60000 Einzelwesen im Sommer
- hat ein reges Vereinswesen. Thomas Renner sieht das als Stärke der Imkerschaft, und empfiehlt den Beitritt zum Landesverein und zu einem örtlichen Imkerverein/zu einer Ortsgruppe.
- wird von ca. 2800 Imker*innen in Salzburg mit etwa 28000 Völkern ausgeübt.
- wandelt sich, der heutige Imker imkert in erster Linie zur Selbstversorgung
- in Salzburg ist Imkern im „Bienenland“
Die Biene liefert dem Imker
- Honig: hochwertiges Süßungsmittel
- Pollen/Perga=Bienenbrot: effektivster Eiweißlieferant, ist oft einzig verträglicher Eiweißlieferant bei Krebspatienten
- Wachs: schwitzt Biene über ihre Wachsdrüse aus und findet Verwendung in Mittelwänden, Kerzen, Salben, … .
- Propolis
- Apitherapieprodukte
- die Basis für weiterverarbeitete Produkte wie Met, Oxymel, Geschmackshonig, Süßigkeiten, …
Weiterführende Informationen
Über die Imkerei sind mittlerweile viele Informationen sowohl im Internet, vor allem auf YouTube, als auch in der „analogen Welt“ abrufbar, die mitunter sehr mit Vorsicht zu genießen sind. Wichtig ist „cool“ zu bleiben und die „guten“ Ratschläge gut durch zu denken und am besten mit einer/m Imker/in des Vertrauens, am besten aus dem Verein, zu reflektieren.
Warnung vor Bienen-Importen
Das Einführen von Bienen aus anderen Ländern ist nicht empfehlenswert.
Fremde Bienen sind nicht an unsere klimatischen Verhältnisse angepasst. Die gesetzlichen Bestimmungen sind in den Ländern unterschiedlich. Meist gibt es keine Gesundheitsnachweise. Krankheiten können eingeschleppt werden.
Einsatz von Tierarzneimitteln
In Österreich ist ein Bestandsbuch zu führen, in dem die getroffenen Maßnahmen an den Völkern dokumentiert werden, in anderen Ländern ist das nicht immer der Fall.
Alternative Imkerei
Alternative Imkerei ist möglich, allerdings laut Thomas Renner nicht empfehlenswert, da es dem Tierwohl nicht dienlich ist, wenn die Völker nicht gegen die Varroamilbe behandelt werden oder auf dem eingetragenen Honig überwintern, was vor allem bei Waldtracht problematisch werden kann.
Bio-Imkerei
Biobetrieb ist möglich, hier wird ebenfalls gegen die Milbe behandelt und nach der Honigernte aufgefüttert. Es gibt eigene Bestimmungen zur Bioimkerei, über die Thomas Renner bei Bedarf Auskunft gibt.
Immer noch an der Imkerei interessiert?
- Kontakt zum Landesverein und zum örtlichen Verein/zur Ortsgruppe aufnehmen
- Literatur aneignen und Betriebsweise wählen
- Körperliche Voraussetzungen beachten – Heben der Zargen = Baumodule. Es sind in Österreich sehr viele unterschiedliche Beuten = gesamter Bienenstock, bestehend aus Boden, Brutzargen und Honigzargen, Futterzarge, Deckel und Metalldeckel, gebräuchlich
- Stellplatz festlegen
- „okay“ vom Grundbesitzer einholen
- Sonne am Morgen und Schatten am Nachmittag bzw. gegen Abend, am Waldrand oder an einem Wiesenrand wäre ideal.
- In Siedlungen kann das Unkrautspritzen in den privaten Gärten für die Bienen tödlich sein.
- Pools sind beliebte Wasserquellen für die Bienen, mitunter bringt das Probleme mit den Besitzern der Pools.
- 7m Abstand zum Nachbarn auf der Fluglochseite, bei weniger Abstand sollte ein 2m hohes Hindernis in Richtung Nachbarn da sein (Hecke, Mauer, …)
- „Krempel“ (Beuten, Werkzeug, Schutzkleidung, …) besorgen, Einstiegskosten beachten
- Völker besorgen – am besten den Ankauf über den Imkerhof anbahnen
- Kurse besuchen!
- Neugierig sein und bleiben!
- Nicht entmutigen lassen!
- Bienen können krank werden
- Bienen können sterben
- Bienen können verhungern
- die Natur der Bienen macht sie zu dem Organismus, der sie sind
Einstieg mit den Völkern
Variante 1: Frühjahr
- Ankauf von Völkern, sogenannte „Ableger“. Der Imkerhof vermittelt diese Völker, sie haben verlässlich ein Gesundheitszeugnis, es wurde eine Futterkranzprobe gemacht und auf Faulbrut kontrolliert.
- Ab dem Zeitpunkt, wo ich die Bienen habe, bin ich Imker und übernehme die volle Verantwortung für die Völker und gehe mit ihnen durch das Jahr mit allen Aufgaben und Arbeiten:
- Schwarmtätigkeit kontrollieren
- Ableger ziehen
- Honigernte
- Varroabehandlung
- Winterdienst
- …
Variante 2: Kunstschwarm, Ankauf im Mai/Juni
- Start ist bei Null
- Varroa ist auf Null
- Aufbau des Bienenvolkes und des Imkers, Auffütterung
- Honig bleibt im Volk
- Relativ sichere Überwinterung
Thomas Renner interviewt zu diesen zwei Varianten zwei Imker*innen. Sie berichten kurz über ihre Erfahrungen, Schwierigkeiten, Unterstützungsmöglichkeiten. Unterstützung kann einerseits der Imkerhof, der örtliche Verein/die Ortsgruppe und im besten Fall ein Imkerpate bieten.
Was ist noch wichtig?
- Neugier ist eine wichtige Eigenschaft des Imkers, um die Vorgänge im, vor und hinter dem Stock zu beobachten und gegebenenfalls zu interpretieren und um aufmerksam zu werden, wenn etwas im Stock „seltsam“ wirkt.
- Ideal ist es laut Thomas Renner mit 5 Völkern zu beginnen. Je weniger Völker desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man im „worst case“ alle Völker verliert.
- Für eine sichere Vermehrung gibt es Belegstellen (z.B.: die Belegstellen LS1 und LS5, welche von der Carnica Zuchtgruppe Salzburg betrieben werden)
Es gibt aber auch Begattungsstellen, wie z.B. am Eugendorfer Berg, wo auch Anpaarung, quasi eine Zwischenstufe zwischen Stand- und Belegstellenbegattung, möglich ist. Salzburgs autochthone Biene ist die dunkle Biene, die allerdings mit der Einführung der Carnica Biene zwischen 1939 und 1945 verdrängt wurde. Die Carnica Biene ist vom Ural ausgehend in fast ganz Europa heimisch und örtlichen Gegebenheiten, z.B. Klima, Pflanzenwelt, … angepasst. Im Bundesland Salzburg ist die Zucht durch das Salzburger Bienenwirtschaftsgesetz und der darin referenzierten Verordnung der Kammer für Land- und Forstwirtschaft auf die Bienenrassen Apis mellifera mellifera und Apis mellifera carnica beschränkt. Andere Bienenrassen sind nicht zur Zucht zugelassen. - Honig kommt ausschließlich von der Biene, daher reicht der Name Honig am Etikett, es darf keine Ergänzung hinzugefügt werden.
- Meldung ans Finanzamt ist erst ab 50 Völkern nötig.
- Für die Honigerzeugung ist ein sauberer Raum mit fließendem Wasser, gefliest, mit Handtuchhalter vorgegeben.
- Das Honiggeschirr muss lebensmittelecht sein, Nirosta ist zu bevorzugen.
- Als Abstand zu anderen Bienenstöcken ist ein gesetzlicher Radius von 500m vorgeschrieben.
- An einem Standort sind 15 bis höchstens 20 Völker Standard
Angepasster Brutraum oder geteilter Brutraum?
Für den Einsteigerkurs sollte sich der angehenden Imker für eine Betriebsweise entscheiden. Dementsprechend werden die Kurse angeboten.
Geteilter Brutraum:
Zargen sind gleich hoch, die Königin legt in allen „Stockwerken“, als Beuten werden zumeist Zander oder Einheitsmaß verwendet. Dr. Liebig und Dr. Aumeier, Bienenwissenschaftler aus Deutschland, vertreten diese Betriebsweise und werden voraussichtlich auch im Einsteigerkurs für eine Einheit vor Ort sein.
Angepasster Brutraum:
Zumeist gibt es eine Brutzarge für die Legetätigkeit der Königin, dann wird ein Absperrgitter aufgesetzt, um zu verhindern, dass die Königin in die Honigräume legt, die im Frühling aufgesetzt werden.
Die Honigräume sind als Halbzargen nur halb so hoch wie die Bruträume. Hier wird empfohlen in Dadant bzw. Dadant Blatt zu imkern. Diese Betriebsweise wird von der Armbruster Imkerschule, vertreten durch Jürgen Binder, favorisiert.
Alle erwähnten Beuten sind im Imkerhof erhältlich, allerdings können auch andere Beuten erstanden werden.
Wie ist der Imkerverein aufgebaut?
- Landesverband Salzburg
amtierender Landesobmann: Willi Kastenauer
- Der Landesverband
- vertritt alle Imker*innen
- ist in Gauen und Ortsvereine/Ortsgruppen organisiert
- ist als Genossenschaft organisiert
- bietet Förderungsunterstützung
- bietet Versicherung gegen Elementarschäden
- hebt einen Mitgliederbeitrag ein, der Versicherung, Zeitschrift und die Imkerbundabgabe beinhaltet.
- ist „ausgleichendes Organ“ zwischen unterschiedlichen imkerlichen Strömungen.
- bietet einen Gesundheitsdienst mit eigenem Labor (Honiguntersuchung, Untersuchungen bei Verdacht auf Bienenkrankheiten, Besamung, …)
Empfohlene Literatur
- Imkerpraxis, Alois Spanblöchl
- Der erfolgreiche Imker, Moosbeckhofer und Ulz
- Imkern in Dadant und Miniplus, Schwarz
- Handbuch für Bienenkrankheiten, Dr. Pohl
- Bienengemäß Imkern, Friedmann (Demeterimker, laut Thomas Renner wird hier der Biene die größte Wertschätzung entgegengebracht)
- Einfach Imkern, Dr. Liebig
Termine
Einsteigerkurse starten Mitte/Ende Februar, Fixtermine sind in der Praxis schwer zu vereinbaren, weil die Arbeit an den Völkern stark vom Wetter abhängig ist.
Jetzt kann bereits alles, was man für die Bienenarbeit braucht, besorgt werden.
Im März findet der Landesimkertag statt.
Resümee
Mit dem Einsteigertag hat der Imkerhof Salzburg eine sehr gelungene Veranstaltung ins Leben gerufen, die den Neueinsteigern den Start in die kommende Bienensaison wesentlich erleichtern wird. Wir denken, dass diese Veranstaltung auch eine gute Gelegenheit ist, bereits mit anderen Neueinsteigern und Imkern in Kontakt zu kommen und sich auszutauschen. Denn wie heißt es doch so schön:
„Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist, es mit jemandem zu besprechen“.
Wir hoffen, dass diese Veranstaltung in den nächsten Jahren wiederholt wird und sich zu einem Fixpunkt in der Salzburger Imkerausbildung entwickelt.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!