Gauversammlung Flachgau
Autor: Bernd Meierhofer
Trotz schönem Wetter und frühlingshaften Temperaturen (heute hatte es in der Stadt Salzburg verrückte 14 Grad Celsius) zog es viele Flachgauer Imkerinnen und Imker nicht zu ihren Bienen, sondern zur Gauversammlung nach Irrsdorf in den neu renovierten Saals des Kirchenwirts. Dort stand neben dem Jahresrückblick von Alt-Gauobmann Andreas Brieger und der Neuwahl des Flachgauer Gauobmannes auch ein Vortrag von Herrn Dr. Martin Hintersteiner über die richtige Fütterung der Bienen auf dem Programm.
Jahresrückblick 2023
Andreas Brieger berichtet, dass 2023 nach den Aufzeichnungen des Imkerhofs Salzburg eines der schlechtesten Honigjahre war. Es wurden auch schon viele Winterverluste gemeldet.
Wahl des neuen Flachgauer Gauobmanns
Der neue Gauobmann für den Flachgau lautet Bernhard Grubmüller von der Imker-Ortsgruppe Straßwalchen. Bernhard wurde von den stimmberechtigten Imkerinnen und Imkern der verschiedenen Flachgauer Ortsgruppen und Ortsvereine einstimmig gewählt.
Worte von unserem geschätzten Landesobmann
Unser Landesobmann Willi Kastenauer informierte über den bevorstehenden Landesimkertag am 17.3.2024 in Maishofen. Er wird nach 4 Jahren als Schriftführer und 28 Jahren als Landesobmann nicht mehr für die Funktion des Landesobmanns zur Verfügung stehen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Willi für seine langjährige Arbeit als Landesobmann und seinen unermüdlichen Einsatz für unsere heimischen Bienen!
Im Zuge des Landesimkertags wird der Vorstand des Landesverbands sowie der Vorstand und der Aufsichtsrat der Genossenschaft neu gewählt. Sollten Wahlvorschläge eingebracht werden, müssen diese stets vollständig sein. Also stets Personen für alle Rollen und Funktionen des Vorstands enthalten.
Willi appellierte an die Ortsgruppen und Ortsvereine, die E-Mail-Adressen und sonstigen Adressdaten der Mitglieder nochmals zu überprüfen und auch an den Landesverband zu übermitteln. Viele Einladungen zum Landesimkertag mussten noch per Post verschickt werden bzw. wurden aufgrund falscher Adressen wieder an den Landesverband retourniert. Außerdem gilt es die Völkeranzahl der Vereinsmitglieder genauer zu erfassen. Es fehlen immer ca. 6.000 Bienenvölker, was sich negativ auf die Fördermittel auswirkt.
Damit nicht alle einzeln zum Landesimkertag anreisen müssen, wird versucht, eine Busreise zu organisieren. Interessierte aus den Flachgauer Ortsgruppen und Vereinen melden sich bitte direkt bei Bernhard Grubmüller.
Vortrag von Dr. Martin Hintersteiner: „Bienen Richtig und Gut füttern“
Seinen Vortrag begann Herr Hinterseiner mit einem Bild der Trophallaxis. Trophallaxis ist der Austausch von Futter unter den Bienen von Rüssel zu Rüssel. Neben der reinen Übergabe von Futter ist die Trophallaxis auch eine Form der Kommunikation im Bienenstock.
Warum füttern wir unsere Bienen überhaupt? Zunächst brauchen unsere Bienen nach der Honigernte wieder Futter für die Überwinterung. Wir füttern aber auch um die Gesundheit der Bienen zu verbessern, um die Frühjahrsentwicklung zu stimulieren (Reizfütterung) und um letztendlich auch wieder den Honigertrag zu steigern.
Was für Futter benötigen unsere Bienen? Bienen benötigen Zucker und Eiweiß (Fett), wobei der Futterbedarf einer Biene auch von ihrem Alter (Entwicklungsstadium) abhängig ist. Eine Larve benötigt 60 mg Zucker und 30 mg Protein (Eiweiß, = 150 mg Pollen), eine Ammenbiene benötigt 4 mg Zucker/Tag und 4 mg Pollen/Tag und eine Sammlerbiene nur noch 4 mg Zucker/Tag. Somit benötigt ein gesamtes Bienenvolk pro Jahr zwischen 70 und 80 kg Zucker und 20 bis 25 kg Pollen.
Ein guter Fettkörper ist bei Bienen sehr wichtig. Der Fettkörper der Bienen ist vergleichbar mit dem Zusammenspiel von Leber und Fettgewebe beim Menschen. Wie beim Menschen führt eine gesunde Ernährung auch bei den Bienen zu einer höheren Lebenserwartung. Herr Hintersteiner empfiehlt, den Fettkörper der Bienen mit einem Benzintank zu vergleichen. Unter normalen Bedingungen reicht der Vorrat der Bienen für 30 Tage. Ist die Biene jedoch gestresst oder saugt gar eine Varroa-Milbe am Tank, ist dieser schneller aufgebraucht und die Biene stirbt vorzeitig. Der Fettkörper bzw. die Lebensdauer der Winterbienen bestimmt maßgeblich die Überlebenschancen eines Bienenvolkes. Während sich die Sommerbiene in hohem Maße um die Brutpflege kümmern muss, hat die Winterbiene kaum oder gar keine Brutpflege zu leisten. Dies hat zur Folge, dass der Tank der Sommerbienen schnell leer ist und die Sommerbienen somit eine wesentlich kürzere Lebensdauer haben. Aus dieser Erkenntnis lässt sich auch ableiten, warum die Einfütterung der Bienenvölker bis Mitte September abgeschlossen sein sollte. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Winterbienen sich nicht mehr um das Einlagern des Futters kümmern müssen und diese Arbeit nicht mehr an den Tankreserven der Winterbienen zehrt. Optimal wäre es, wenn das Bienenvolk im Spätherbst von sich aus eine Brutpause einlegen würde. Dies wäre auch möglich, da alle Vorbereitungen für den Winter bereits getroffen sind. Die Bruttätigkeit der Königin wird aber auch vom Pollenangebot der Umgebung beeinflusst. Finden die Bienen weiterhin Pollen, setzt die Königin auch ihre Legetätigkeit fort. Daher sind gut gemeinte Blühangebote, die den Bienen Pollen zur falschen Zeit liefern, oft kontraproduktiv.
Betrachtet man die Fütterungsmöglichkeiten im Jahreskreislauf, so ergeben sich folgende Szenarien:
- Reizfütterung im Frühjahr – wenig Brut, Tankvorrat der Bienen bereits auf Reserve
- Nach der Honigernte im Sommer – viel Brut, es gilt die Legeleistung weiterhin hoch zu halten. Leichter Sirup mit Sucrose (Haushaltszucker) regt die Eiablage an
- Aufzucht der Winterbienen im Spätsommer – es gilt den Tankvorrat der Winterbienen vollständig zu füllen
In Folge stellte Herr Hintersteiner die von ihm vertriebenen Produkte InvertoFix und ApiForte (ehemals BeeStrong) näher vor. InvertoFix erzeugt aus einer Zuckerlösung bereits fertiges Invertfutter, welches von den Bienen direkt eingelagert werden kann. InvertoFix wird daher für die Winterfütterung empfohlen. Von Sirupen auf Basis von Maisstärke wird grundsätzlich abgeraten. ApiForte ist ein Futtermittel auf der Basis von Hühnereiweiß, welches dem Bienenvolk wieder Protein zuführen will. Damit können beispielsweise schlecht brütende Bienenvölker (löchrige Brutnester) wieder in ihrer Bruttätigkeit angeregt werden bzw. auch einzelne Brutkrankheiten (Kalkbrut) erfolgreich bekämpft werden. ApiForte nutzt dabei die im Hühnereiweiß enthaltenen Enzyme. Herr Hintersteiner präsentierte dann auch noch Folien, welche den erfolgreichen Einsatz von ApiForte in der Königinnenzucht zeigten.
Varroabehandlung und die Auswirkungen auf die Fütterung
Zum Abschluss ging Herr Hintersteiner noch auf das Thema „Varroabehandlung und die Auswirkungen auf die Fütterung“ näher ein. Zur Varroabehandlung werden heute nichtflüchtige Säuren (Oxalsäure, Milchsäure), Ameisensäure und ätherische Öle (Thymol, Kampfer, Menthol) eingesetzt. Besonders interessant war die Information, dass die Behandlung mit Ameisensäure einen starken Einfluss auf die Futteraufnahme hat. Steigt die Ameisensäurekonzentration in der Stockluft über 15 ppm an, versuchen die Bienen durch intensives Fächeln und Anreicherung der Stockluft mit Feuchtigkeit die Konzentration wieder unter 15 ppm zu senken. Über 15 ppm steigen einerseits die Bienenverluste, andererseits brauchen die Bienen offenes Futter für ihre Entgiftung. Herr Hintersteiner verglich dies mit unserem Waschen mit Wasser bei Verätzungen. Die Bienen scheinen ihre Ameisensäureverätzungen im offenen Futter zu kühlen.Außerdem kann eine zu hohe Ameisensäurekonzentration auch dazu führen, dass das Königinnenpheromon durch die Ameisensäure überdeckt wird, sich ein Volk weisellos fühlt und eine Königin sogar absticht. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ameisensäurebehandelte Völker ca. 1,5 kg mehr Futter benötigen als unbehandelte.
Empfehlungen vom Geschäftsführer des Salzburger Imkerhofs (Thomas Renner)
Auch wenn der Imkerhof Eiweiß-Patties sehr gut verkaufen kann und verkauft, rät Thomas Renner zu einem vorsichtigen Umgang damit. Sie sollten nur zur Förderung der Brutentwicklung der Bienenvölker eingesetzt werden und nicht als Dauerfutter. Bei Bienenvölkern, die sich gerade in der Brutpause befinden, könnten sie sogar negative Auswirkungen haben. Außerdem ist zu bedenken, dass unsachgemäß eingesetzte Eiweißfuttermittel im Honig nachgewiesen werden können.
Resümee
Die Gauversammlung war eine sehr gelungene Veranstaltung.
Wir bedanken uns bei Willi Kastenauer für seine langjährige Tätigkeit als Landesobmann, bei Andy Brieger für seine bisherige Tätigkeit als Gauobmann des Flachgaues und bei Herrn Hintersteiner für seinen sehr interessanten Vortrag. Weiters wünschen wir unserem ehemaligen Gauobmann Andy Brieger und dem neuen Gauobmann Bernhard Grubmüller viel Erfolg bei ihrer weiteren Tätigkeit zum Wohle unserer Bienen.
Bei der Fütterung unserer Bienen sollten wir Imker immer daran denken, dass Honig immer noch das beste Futter für unsere Bienen ist und dass die Bienen die antibakteriellen Inhaltsstoffe des Honigs, die auch von uns besonders bei Erkältungskrankheiten geschätzt werden, auch gerne nutzen würden. Wir sollten auch daran denken, dass wir nicht anfangen sollten, Pollenersatzstoffe und Eiweißfutterteige zu verwenden, um die immer dürftiger und eintöniger werdende Blütenlandschaft zu kaschieren. Vielmehr sollten wir uns dafür einsetzen – in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, dass unsere Bienen wieder ein natürliches, reiches Nahrungsangebot vorfinden.
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