Jahreshauptversammlung des Imkervereins Teisendorf-Anger am 22.3.2024

Vortrag von Dr. Hannes Beims über „Aktuelles aus der Fachberatung Imkerei“

Autor: Bernd Meierhofer

Der Imkerverein Teisendorf-Anger e.V.

Der Imkerverein Teisendorf-Anger e.V. lud am 22.3.2024 zur Jahreshauptversammlung in das Landgasthaus Helminger in Rückstetten ein. Da der Imkerverein Teisendorf-Anger ein sehr großer (ca. 120 Mitglieder) und sehr aktiver Verein ist, war der Saal im Gasthaus voll besetzt.

Der Rückblick auf das Jahr 2023 zeigt: Der Verein hat zahlreiche Fortbildungen (Vortrag zum Thema „angepasster Brutraum“ (Reiner Schwarz), Waldtracht (Ernst Tiefenthaler) und Oxymel (Maria Aicher)) und Veranstaltungen (Stand beim Andreasmarkt, Ambrosiusfeier, Teilnahme beim Gautrachtenfest, Besichtigung der Molkerei) durchgeführt. Da der Verein aber auch einen Lehrbienenstand betreibt, den Vereinsmitgliedern Leihgeräte zur Verfügung stellt, Neueinsteigern ein „Imkern auf Probe“ ermöglicht und sich auch um die Abgabe von Zuchtstoff bzw. Weiselzellen und Königinnen (Carnica-Königinnen mit Beebreed-Zertifikat) kümmert, muss man dem Verein höchsten Respekt zollen.

Nur wenige Imkervereine bieten ihren Mitgliedern ein solches Leistungsspektrum.

Fachvortrag von Dr. Hannes Beims

Wie bei Jahreshauptversammlungen üblich, gab es auch einen Fachvortrag. Diesmal berichtete Dr. Hannes Beims über „Aktuelles aus der Fachberatung Imkerei“. Herr Beims ist seit 2022 Leiter der Fachberatung für Imkerei des Bezirks Oberbayern. Das Aufgabengebiet von Herrn Beims reicht von der Beratung der oberbayerischen Imker über den Betrieb einer Imkerschule und die Förderung der Imkerei bis hin zu Gutachten und Stellungnahmen zu allen Fragen der Imkerei. Hier könnte man vielleicht auch in Österreich prüfen, ob eine solche Einrichtung nicht sinnvoll wäre bzw. welche der bestehenden Organisationen ein ähnliches Aufgabenspektrum erfüllen könnte.

Seinen Vortrag startete Herr Dr. Beims zunächst mit ein paar Zahlen zur Fachberatung Imkerei (Personal im Jahr 2023 und Honigernte 2023). Beeindruckend waren aber vor allem die Zahlen zur Königinnenzucht. So gab es beispielsweise im neu gegründeten Fachzentrum Fisch & Biene am Kloster Seeon im Jahr 2023 bereits 1328 Carnica-Zuchstoffabgaben.

Die Varroa und die Bienenviren

Herr Beims ging dann näher auf das Hauptproblem der Imkerei ein: Die Varroamilbe und die Zunahme der durch sie verursachten Virusschäden. Beim Flügeldeformationsvirus (Deformed Wing Virus) gibt es bereits neue Varianten. Bienen mit deformierten Flügeln wären ein deutlich erkennbarer Schaden für die Bienen. DWV kann aber auch einfach dazu führen, dass die Bienen viel kürzer leben und ein Bienenvolk langsam und unbemerkt abstirbt. Mehr als 90% der Winterverluste können bereits auf solche sekundäre Varroa-Schäden (DWV) zurückgeführt werden.

Dr. Beims erläuterte dann kurz den Unterschied zwischen Varroaresistenz und Varroatoleranz (Varroatoleranz: die Biene kann mit dem Schaden, der durch die Milbe hervorgerufen wird zurechtkommen, ohne dass es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Bienenvolkes kommt; Varroaresistenz: die Biene kann nicht mehr durch den Wirt geschädigt werden, beispielsweise weil die Puppenphase so reduziert ist, dass die Milbe sich darin nicht mehr vermehren kann.). Wenn Imker auf eine Varroaresistenz ihrer westlichen Honigbienen hoffen, werden sie es in ihrem kurzen Leben nicht mehr erleben. Solche evolutionären Veränderungen dauern in der Regel sehr lange (Tausende von Jahren). Dass die Östliche Honigbiene (Apis cerana) mit der Varroa-Milbe zurechtkommt, liegt vor allem daran, dass sich die Varroa-Milbe in der Arbeiterinnenbrut der Östlichen Honigbiene nicht vermehren kann.

Bei der Östlichen Honigbiene dauert das Puppenstadium nur 11 Tage. Bei unserer Westlichen Honigbiene sind es 12 Tage. Dieser zusätzliche Tag reicht der Varroamilbe aus, um sich auch in der Arbeiterinnenbrut der Westlichen Honigbiene vermehren zu können.

Im Gegensatz zur ausschließlichen Vermehrung in der Drohnenbrut hat die Milbe so die Möglichkeit, sich bei uns bis auf die Brutpause im Herbst/Winter ganzjährig und wesentlich rasanter zu vermehren. In Kombination mit den Bienenviren kommt es so zu einer massiven Schädigung des gesamten Bienenvolks. Das im Projekt „Varroaresistenz 2033“ formulierte Ziel, bis zum Jahr 2033 eine varroaresistente Biene für Europa gezüchtet zu haben, wird daher nicht erreichbar sein. Die Zucht ist nur ein Aspekt. Und mit der steigenden Viruslast ergeben sich ganz neue Problemfelder.

Weiterbildung – der Schlüssel zum Erfolg

Anschließend appellierte Dr. Beims an die Imker, sich ständig weiterzubilden. Vor allem ältere und erfahrene Imker halten es irgendwann nicht mehr für nötig, sich weiterzubilden. Dr. Beims hält es für sehr wichtig, dass neues Wissen innerhalb der Imkerschaft entsprechend transportiert wird. Das Motto lautet: Von der Forschung in die Praxis!

Leistungsbeurteilung

Zum Abschluss seines Vortrags zeigte Dr. Beims einige Folien zur Leistungsbeurteilung von Bienenvölkern. Neben den allgemein bekannten Leistungsmerkmalen wie Honigleistung, Sanftmut, Wabensitz und Schwarmneigung ging Dr. Beims vor allem auf die Leistungsmerkmale ein, die sich auch positiv auf die Varroabefallsentwicklung auswirken können (Ausräumverhalten (Nadeltest), SMR, REC). Hierfür gibt es auch entsprechende Toleranz-Belegstellen.

Wege aus der Krise

Die neuen Varroa-Behandlungskonzepte zielen alle auf eine vom Imker herbeigeführte Brutunterbrechung (Sperren der Königin (Bannwabenverfahren), Totale Brutentnahme etc.) ab.  So wird derzeit auch vom Bieneninstitut in Kirchhain das Sperren der Königin in den Wintermonaten untersucht. Versuche haben gezeigt, dass die Bienenvölker auf eine Brutunterbrechung im Juni/Juli mit erhöhtem Bruteinschlag reagieren und künstlich herbeigeführten Brutverluste zu dieser Jahreszeit sehr gut kompensieren können.

Resümee

Abschließend möchte ich dem Imkerverein Teisendorf-Anger e.V. herzlich für die Einladung zur Jahreshauptversammlung danken. Ebenso Herrn Dr. Beims für seinen sehr interessanten und kurzweiligen Vortrag. Der Imkerverein Teisendorf-Anger e.V. hat mich persönlich auf jeden Fall sehr beeindruckt. Selten habe ich einen so aktiven und engagierten Imkerverein erlebt. Chapeau!

Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn uns die Imkerinnen und Imker des Imkervereins Teisendorf-Anger e.V. auch einmal bei einem unserer Stammtische oder Treffen in Salzburg besuchen würden. Sie sind immer herzlich willkommen! Ein grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer wären auf jeden Fall sehr wünschenswert. So gibt es in Deutschland mit der Fachberatung Imkerei eine Organisation, die mir in dieser Form und mit diesem Leistungsspektrum in Österreich noch nicht begegnet ist. Auch die Aktivitäten des Imkervereins Teisendorf-Anger e.V., wie z.B. die Gründung einer eigenen Kindergruppe, das „Imkern auf Probe“ oder der Betrieb eines eigenen Lehrbienenstandes, wären durchaus nachahmenswerte Projekte.

Neben der Imkerei gibt es aber noch viele andere Dinge, die uns verbinden. So sind auch die Salzburger Imkerinnen und Imker immer für ein geselliges Beisammensein – und ein gutes Bier – zu haben ;-).

2 Kommentare
  1. Leonhard Gruber
    Leonhard Gruber sagte:

    In Österreich gibt es das System Wanderlehrer. Ansonsten hängt es immer vom Verein selber ab was geschieht… Danke für den Bericht

    Antworten
    • admin
      admin sagte:

      Das System der „Wanderlehrer“ möchte in Österreich sicher niemand mehr missen. Der von den Wanderlehrern ausgehende Wissenstransfer ist sicherlich unverzichtbar. Beeindruckend fand ich aber die Bildung von Fachzentren mit Lehrbienenständen in den verschiedenen Regionen Bayerns und die Verteilung von hochwertigem Zuchtmaterial an die Imker. Vielleicht könnte man darüber auch bei uns nachdenken.

      Antworten

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