Autorin: Elisabeth Karl

Der neue Obmann des Salzburger Landesverbandes für Imkerei und Bienenzucht, Andreas Brieger, lud am 12.4.2024 zu einer Fortbildung über die Vespa Velutina in den Imkerhof Salzburg ein. Anlass war der Erstfund der asiatischen Hornisse (Vespa velutina) in Österreich im Salzburger Stadtgebiet (siehe auch „Erstfund der Vespa velutina im Salzburger Stadtgebiet am 9.4.2024„).
Am 9.4.2024 gegen Mittag wurde die erste Vespa Velutina im Salzburger Stadtgebiet auf dem Gelände der Christian Doppler Klinik gesichtet. Sie flog dort durch ein offenes Fenster in ein Labor, wo die unbekannte Art sofort Interesse und den Wunsch nach Aufklärung weckte. Sehr rasch wurde die AGES verständigt und innerhalb einer Stunde war relativ sicher, dass es sich um die Asiatische Hornisse handelte. Weiters wurde sehr rasch Kontakt mit Experten aus Italien und Deutschland aufgenommen. Bestehende Konzepte wurden übernommen bzw. adaptiert und sehr rasch Schulungsunterlagen erstellt, die im Rahmen von Informationsveranstaltungen weitergegeben werden, um die gesamte Imkerschaft im Bundesland Salzburg zu informieren und zu sensibilisieren. Auch die beiden Obmänner der Stadtimkervereine Maxglan und Aigen wurden sehr zeitnah informiert um auch alle Imkerinnen und Imker im Stadtgebiet zu informieren und zu sensibilisieren. Weitere Untersuchungen ergaben, dass es sich um eine junge Hornissenkönigin handelte, die wahrscheinlich noch kein Nest gebaut hatte. Wir hatten wohl Glück im Unglück.

Aussehen und Verbreitung

Vespa Velutina nigrithorax, Yellow Leg Hornet, … stammt ursprünglich aus Ostasien bzw. China, und eine begattete Königin, die 2004 per Schiff nach Frankreich kam, hat vermutlich ausgereicht, um sich von dort aus über fast ganz Frankreich auszubreiten. Die Bekämpfung in Frankreich ist nach anfänglichen Erfolgen aus Geldmangel ziemlich zum Erliegen gekommen. In Deutschland, Italien und der Schweiz dürfte die Vespa Velutina unter Kontrolle sein. Auch in der Tschechischen Republik wurde ein Vorkommen bestätigt, in Spanien und Portugal ist sie verbreitet.
Ihre Verbreitungsgeschwindigkeit beträgt unter optimalen Bedingungen ca. 30 km pro Tag und mehrere hundert Kilometer, wenn sie in Wohnmobilen, Holztransportern, Obsttransportern, Wohnwagen, … „mitfährt“.

In Österreich ist das Fangen verboten, erlaubt ist einzig das Aufstellen von Locktöpfen, um die geschützte heimische Hornisse nicht zu gefährden.

Aussehen der asiatischen Hornisse:

  • Schwarzer Kopf und Brustabschnitt
  • gelbe Beinspitzen,
  • Hinterleib schwarz mit orangem Band.
  • Etwas kleiner als die europäische Hornisse, die geschützt ist. Der Größenunterschied zwischen der Königin und den Arbeiterinnen ist nicht sehr groß.

Aussehen der europäischen Hornisse:

  • Rotbrauner Kopf und rotbrauner/schwarzer Brustabschnitt
  • Rotbraune Beine
  • Hinterleib mit gelbschwarzer Musterung
  • Hinterleib wie eine Wespe

Nahrung

  • Kohlehydratreiche Nahrung: Nektar aus süßen Quellen.
  • Eiweißreiche Nahrung für die Aufzucht der Brut („Insektenfleisch“). Ein Nest benötigt ca. 11 kg Eiweiß pro Jahr. Da die Hornisse sehr effizient arbeitet, werden Bienenstöcke zu ihrer bevorzugten Nahrung. Die Hornisse lauert die zurückkehrenden Bienen vor dem Flugloch auf und tötet sie. Irgendwann erkennen die Bienen die Gefahr und stellen den Flugbetrieb ein. Wenn sich ein Volk nicht mehr wehren kann, dringt die Hornisse in den Bienenstock ein.

Lebenszyklus

Primärnest

Das Primärnest wird von der Königin im Frühjahr gebaut, das Flugloch ist unten und etwa handballgroß. In dieser Zeit ist die Königin allein für die Brutpflege verantwortlich. Erst wenn genügend Arbeiterinnen vorhanden sind und das Nest voll ist, beginnen die Arbeiterinnen etwa im Juli mit dem Bau eines Sekundärnestes, bevorzugt in Laubbäumen in etwa 20 m Höhe. Ab diesem Zeitpunkt ist die Königin nur noch für die Eiablage zuständig.

Sekundärnest

Das Sekundärnest kann bis zu 80 cm hoch und etwa 60 cm breit sein. Das Flugloch befindet sich bei einem Sekundärnest seitlich. Etwa 70% der Arbeiterinnen ziehen dorthin um. Im alten Nest läuft die Brut aus und zieht ebenfalls um. Im Sekundärnest werden die Königinnen und die männlichen Hornissen aufgezogen. Pro Nest können bis zu 200 Jungköniginnen schlüpfen, die von den Hornissenmännchen begattet werden und nach und nach das Nest verlassen. Die Verlustrate liegt jedoch zwischen 90 und 95 %.  Im Frühjahr beginnen aber immer noch 18 bis 19 Königinnen mit dem Nestbau. Die asiatischen Hornissen verteidigen ihre Nester vehement. Sie stechen nicht nur, sondern spucken eine ätzende Flüssigkeit auf den Störenfried, die dann über die Schleimhäute in den Körper gelangt. Außerdem haben sie sehr lange Stacheln, vor denen die normale Imkerbekleidung nicht schützt. Die Entfernung des Nestes erfordert entsprechende Schutzkleidung für Gesicht und Augen und sollte nur von Fachleuten durchgeführt werden.

Resümee

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Vespa Velutina

  • ein effizienter Jäger ist, insbesondere von Bienenvölkern
  • eine hohe Vermehrungsrate hat und bis zu 200 Jungköniginnen pro Nest produzieren kann, allerdings mit einer hohen Verlustrate von ca. 90%.
  • baut ihre Sekundärnester in hohen Laubbäumen oder dichtem Laubwerk und ist daher schwer zu finden
  • hat ein gutes Ausbreitungsvermögen der Jungköniginnen
    – bis zu 30 km pro Tag (Laborwerte)
    – „blinde Passagiere“

Daraus ergeben sich Probleme für die

  • Imkerei
    – In Hochrisikogebieten kann es zum völligen Erliegen der Imkerei kommen
    – Fehlende Honig- und Bestäubungsleistung
  • Landwirtschaft
    – Negative Auswirkungen auf Obst- und Weinernte
    – Geringere Erträge aufgrund fehlender Bestäubung durch die Honigbiene
  • Gesellschaft
    – Störung von Freizeitaktivitäten
    – Verstärkung psychischer Probleme

Was können wir als Imker tun?

Beobachten

Frühjahr: Primärnester suchen, Locktöpfe (Locktöpfe der Biene Österreich werden zukünftig vom Imkerhof Salzburg ausgegeben)
Ab Juli: Bienenflug am Bienenstand mindestens 20 Minuten lang beobachten. In dieser Zeit kann ein möglicher Hornissenbesuch festgestellt werden, Anwesenheit mit Fotos und/oder Videos dokumentieren, evtl. Flugrichtung feststellen, Hornissen nicht töten. Verwechslungsgefahr mit anderen geschützten einheimischen Insekten (Hornisse)

Dokumentieren
– Foto- und Videomaterial
Meldung
bienengesundheit.at
– Hotline Imkerhof Salzburg: +43 664 99025539

Stufenplan bei Sichtung

  • Meldung über offizielle Plattformen
  • Verifizierung der Meldungen durch autorisierte Stellen: In Salzburg AGES und/oder Labor Imkerhof
  • Je nach Art des Fundes
    Königin:
    – Überwachung des Fundortes
    – Aufstellen eines Locktopfes koordiniert durch den Imkerhof Salzburg
    – Info an ImkerInnen und Bevölkerung vor Ort
    Arbeiterin:
    – intensive Überwachung Fundort
    – Locktopf wie bei Königin
  • am Bienenstand vor Ort
    – Suche nach dem Nest
    – Nestentfernung nur durch das Land Salzburg, nie eigenmächtig entfernen

Andreas Brieger bittet darum, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht in übertriebenen Aktionismus zu verfallen. Er weist auch wiederholt darauf hin, keine Totfallen aufzustellen, da dies zu Schäden bei den heimischen Insekten führt. Die europäische Hornisse z.B. ist geschützt und Zuwiderhandlungen werden mit hohen Geldstrafen geahndet. Er bittet auch darum, Panikmache in den sozialen Medien zu vermeiden und vor allem im Bekanntenkreis aufklärend zu wirken und mit Fakten zu argumentieren. Er weist nochmals darauf hin, dass das eigenmächtige Entfernen von Nestern lebensgefährlich sein kann.
Am Ende seiner Ausführungen bedankt sich Andreas Brieger bei allen Unterstützern, die dazu beigetragen haben, dass der Fund so rasch verifiziert und alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet werden konnten:
Land Salzburg
AGES
Biene Österreich
– Mitarbeiter Imkerhof Salzburg
– Andreas Platzer, Bienenfachberater, Südtirol
– Dr. Berg, LWG Bayern

Zur Erinnerung eine Information aus dem Vortrag von Frau Dr. Morawetz, AGES, zur rechtlichen Situation:

Die Asiatische Hornisse ist als invasive Art eingestuft und kann die heimische Biodiversität gefährden. Ihre Ausbreitung muss daher bestmöglich verhindert werden.

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