Monatsbetrachtung Februar

Autoren: Robert Hertscheg, Bernd Meierhofer

Aufgrund des Klimawandels wird der Winter bereits immer kürzer und der Frühling startet früher. Auch 2022/23 waren die Monate Dezember und Jänner viel zu warm. Nur Mitte Jänner 2023 hat dann doch der Winter Einzug gehalten. Die Landschaft in Salzburg wurde mit einer schönen Schneedecke überzogen. Unsere Bienen bekamen dadurch ihre verdiente Winterruhe.
2024 sieht die Situation schon wieder anders aus. Ende Jänner 2024 ist der Schnee vom Dezember unterhalb von 1.000 Metern bereits verschwunden und die Hasel steht an sonnigen Plätzen bereits in Blüte. Bei Tagestemperaturen von 11-14 Grad Celsius fliegen die Bienen bereits und sammeln frischen Pollen.

Im Februar ist bereits deutlich spürbar, dass die Tage wieder länger werden. Anfang Februar beträgt die Tageslänge noch ca. 9,5 Stunden. Ende Februar sind es bereits 11 Stunden.

Ein günstiger Bienenstandort – und das nicht nur zur Sommerszeit…

Jetzt, wo es draußen noch kalt ist, wäre ein günstiger Zeitpunkt, sich ein paar Gedanken über die aktuellen und/oder zukünftigen Bienenstandorte zu machen.  Wie sieht ein bienengemäßer Standort überhaupt aus? Welche Standortkriterien beeinflussen unsere Bienenvölker positiv und welche wirken sich negativ auf unsere Bienenvölker aus?

Merkmale für einen günstigen Bienenstandort sind:

  • Richtige Sonneneinstrahlung
  • Bodenwärme
  • Hanglage (am Fuße von Hügeln, Bergen – dort gibt es am ehesten „Aufwinde“ (Thermik, welche für unsere Bienen sehr hilfreich ist)
  • in der Nähe eines „Grabens“; hier wechseln sich Sonn- und Schattseite täglich ab. Das Pollen- und Nektarangebot kann sich verdoppeln
  • Ausreichendes Pollen- und Nektarangebot
  • keinerlei Ackerbau im Flugradius (Neonikotinoide!), welcher ab ca. 800 m Höhenlage in unserer Gegend nicht mehr gegeben ist
  • die Bienendichte innerhalb des Flugkreises sollte möglichst gering sein
  • Flugrichtung Osten bzw. Südosten
  • Windgeschützt. Dies erleichtert Pollenbienen die Rückkehr zum Stock
  • Laubbäume in der Nähe. Im Frühjahr haben die Laubbäume noch keine Blätter. Die Sonne kann somit auf die Stöcke scheinen. Im Sommer bieten die Laubbäume dann aber eine natürliche Beschattung für die Bienenstöcke

Merkmale für einen ungünstigen Bienenstandort sind:

  • Zu viel oder zu wenig an Sonneneinstrahlung
  • Kälteseen
  • flache Landschaft
  • hohe Bienendichte (erhöhte Gefahr für Bienengesundheit, Räuberei etc.)
  • Agrarwirtschaft, in welcher gebeiztes Saatgut eingesetzt wird (Mais, Sonnenblumen, Raps etc.) in einer Höhenlage von weniger als ca. 800 m.

Neben all diesen Kriterien gibt es aber auch die gesetzlichen Bestimmungen für das Aufstellen von Bienenvölkern zu beachten. Insbesondere die Einwilligung des Grundeigentümers und die ausreichenden Abstände zu Nachbargrundstücken.

Kleinklima – Kälteseen

Ein Kältesee (Kaltluftsee) ist eine Ansammlung von kalter Luft in einer Bodensenke und tritt häufig in Gebirgen auf. Kaltluftseen bilden sich vorwiegend nachts, wenn die Erdoberfläche und damit die Luft direkt darüber abkühlt. An einem Berghang fließt diese Kaltluft nach unten und kann sich in Senken, Mulden… oder anderen Hindernissen aufstauen. Dort entsteht eine Temperaturinversion, wenn die kalte Luftschicht direkt unter eine warme fließt, ohne sich zu vermischen. Der Temperaturunterschied kann in Extremfällen 30 °C betragen. Bekannt hierfür sind bei uns größere „Regionen“; sogenannte „Kältepole“ (Lungau, St. Michael).

Stehen meine Bienen in einem Kältesee, kann besonders in den Wintermonaten die kalte Stockluft im Boden – auch bei vollkommen geöffneten Fluglöchern – kaum entweichen. Dies führt in Folge zu mehr Kondenswasser in der Beute mit unerwünschten Folgen: Starke Schimmelbildung an Waben, zögerliche Frühjahrsentwicklung, vermehrte Zehrung am Winterfutter etc.

Falls die Bienenstöcke von einer meterhohen Schneedecken verdeckt sind, sollte beim Freischaufeln der Bienenstöcke beachtet werden, dass kein künstlicher Kältesee erschaffen wird.  Der Schnee muss so entfernt werden, dass auch die kalte Luft von den Stöcken wegströmen kann. Falls dies nicht gemacht wird, wäre es ratsamer die Stöcke unter den Schneemassen zu belassen. Dort sind sie geschützt und haben es wärmer als wenn sie in einem Kältesee stehen würden. Unterhalb der Stöcke entsteht eine Art „Luftglocke“. Die Bienenstöcke bekommen somit auch unter der Schneedecke ausreichend Luft.

Wie erkenne ich als Imker für meinen (geplanten) Bienenstandort „Kälteseen“?

  • Bäume haben an solchen Standorten häufig unnatürliche Verformungen
  • Es gibt dort Raureif (vorwiegend im Spätherbst), in unmittelbarer Umgebung nicht
  • Im Frühjahr gibt es dort Schneereste/Schneefelder, obwohl die Gegend rundherum bereits schneefrei ist
  • Wenn ich am Standort zumindest tellergroße oder größere Steinplatten auflege, nisten sich im Laufe des Sommers keine Ameisen ein und brüten dort (Ameiseneier müssen ersichtlich sein!)
  • Messen der Lufttemperatur! Bei einem Kältesee gibt es – besonders in der Winterzeit – erheblich weniger Wärmegrade als in der unmittelbaren Umgebung
  • Messen der Luftfeuchigkeit mit einem Hygrometer! In Kälteseen herrscht zumeist weniger Luftfeuchtigkeit als in der Umgebung. Durch Sonneneinstrahlung wärmt sich tagsüber die kalte Luft auf. Das begünstigt die Bildung von Kondenswasser in den Beuten.

Was ist noch im Februar zu tun?

Schieden auf das Brutnest

Imker, welche mit dem angepassten Brutraum arbeiten, werden Ende Februar/Anfang März beginnen, die im Herbst auf die Bienenmasse geschiedeten Völker nun auf das neu angelegte Brutnest zu schieden. Wichtig ist aber, dass die Bienen zuvor bereits ihre ersten Reinigungsflüge durchführen und dabei ihren Darm entleeren konnten. Wer diesen Zeitpunkt nicht abwartet, wird von den Bienen mit gut duftenden Kotspritzern belohnt werden.
Wenn 80 Prozent der äußeren Brutnest-Wabenfläche bebrütet sind, wird eine Futterwabe über das Schied gehoben und zum Brutnest gegeben. Wichtig ist aber, dass man sich die Größe des bereits angelegten Brutnests notiert. Völker, welche bereits ein entsprechend großes Brutnest angelegt haben, wären möglicherweise gute Kandidaten für die Zucht.

Winterruhe – Nicht stören!

Nach diesem kurzen Eingriff werden die Bienen wieder bis Ende März/Anfang April in Ruhe gelassen. Die Bienen befinden sich ja eigentlich noch in der Winterruhe. Erst Ende März/Anfang April beginnen wir dann mit der Frühjahrsrevision (Austausch der Böden …). Einzig die Fluglöcher (Zugeschneite oder von Totenfall verstopfte Fluglöcher) gilt es – ohne dabei die Bienen zu stören – frei zu halten.

Faulbrutvorsorgeuntersuchung

Der Februar eignet sich auch sehr gut für eine Faulbrutvorsorgeuntersuchung mittels Gemüll. Diese Art der Faulbrutvorsorgeuntersuchung wird seit dem Frühjahr 2023 auch vom Labor des Imkerhof Salzburg als Service angeboten. Hierfür muss nur ein Röhrchen mit dem Gemüll von mehreren Stöcken eines Standorts gefüllt und beim Imkerhof mit Name, Anschrift, Standortbezeichung und VIS-Nummer abgegeben werden. Wenige Tage später bekommt man den Befund (Anzahl der koloniebildenden Einheiten).
Die Faulbrutvorsorgeuntersuchung mittels Gemüll ist wesentlich einfacher durchzuführen als eine Futterkranzprobe. Außerdem werden die Bienen in keiner Weise gestört und es wird ihnen kein wertvolles Winterfutter entzogen.

Saisonvorbereitung

Die kalten Tage sollten noch genutzt werden, um Material zu bestellen, die Beuten und Beutenteile zu kontrollieren und zu desinfizieren, sowie Schäden an den Beuten zu reparieren. Schäden an Styroporbeuten können mit einem Spezialkit repariert werden.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert