Die Oxalsäure-Sublimation im Detail

Verdampfung vs. Sublimation

Oftmals wird von Oxalsäureverdampfung gesprochen. Genau genommen handelt es sich nicht um eine Verdampfung, sondern um eine Sublimation. Unter Sublimation versteht man den unmittelbaren Übergang eines Stoffes vom festen in den gasförmigen Aggregatzustand ohne vorherige Verflüssigung. Es handelt sich um einen rein physikalischen Vorgang. Der sublimierte Stoff, in unserem Fall Oxalsäuredihydrat, bleibt dabei chemisch unverändert. Oxalsäuredihydrat ist die kristalline Form der Oxalsäure (C2H2O4), die wir Imker für die Sublimation in Tabletten- oder Pulverform kaufen können.

Nach der Sublimation (Erhitzen des Oxalsäure-Dihydrats auf 185 Grad Celsius) verteilt sich der Rauch im Bienenstock und resublimiert als feiner Niederschlag.

Dadurch wird eine sehr feine und gleichmäßige Verteilung im Bienenstock erreicht. Diese Resublimierung kennen viele Imker auch von verstopften Düsen an den Verdampfungsgeräten. Hier bildet sich ein Tropfen aus Oxalsäurekristallen.

Was die Milben letztendlich tötet, ist noch nicht vollständig geklärt.

Es kann die Aufnahme der Oxalsäure über die Atemwege oder die Haftlappen der Milbe sein. Möglich ist auch eine Verätzung der Milbenbeine, die sich dann nicht mehr festhalten können und abfallen. Die Milbe stirbt in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach der Behandlung ab. Der Niederschlag im Bienenstock löst sich nach einigen Tagen auf. Daher sollte man nach einer Oxalsäure-Sublimation auch einige Tage warten, bevor man die Bienenstöcke wieder öffnet (Anwenderschutz).

Die Oxalsäure ist neben der Milch- und der Ameisensäure eine organische Säure. Organische Säuren haben bei der Varroabekämpfung den großen Vorteil, dass diese sich nicht im Wachs und Honig ablagern und die Milben auch keine Resistenzen bilden können.

Was muss man über die Oxalsäure noch wissen?

  1. Oxalsäure-Sublimation wirkt nicht in die Bienenbrut hinein. Daher eignet sich die Behandlung am besten bei brutfreien Bienenvölkern. Oder man muss eine Blockbehandlung (4 Behandlungen im Abstand von 4 Tagen) durchführen, um auch einen Brutzyklus der Bienen vollständig abdecken zu können.
  2. Die Oxalsäure-Sublimation wirkt umso besser, je lockerer die Bienen im Stock sitzen. Bei sehr kalten Temperaturen und dicht geschlossener Wintertraube bleibt der Niederschlag nur an den äußersten Bienen der Traube haften.
  3. Die Oxalsäure-Sublimation sollte möglichst zu Tageszeiten durchgeführt werden, an denen möglichst viele Bienen im Stock sind. Also an Flugtagen entweder früh morgens oder spät abends.
  4. Die Oxalsäure ist sehr gesundheitsschädlich. Daher ist besonders auf geeignete und ausreichende Schutzkleidung (Handschuhe, Schutzbrille, Schutzmaske) zu achten. Die Sublimation sollte nur im Freien durchgeführt werden. Dabei ist auch auf die Windrichtung zu achten, damit die Dämpfe möglichst vom Anwender weggeblasen werden. Bei der Anwendung in einer Bienenhütte ist auf ausreichende Belüftung zu achten. Der Schutz des Anwenders hat oberste Priorität!
  5. Die Oxalsäure-Sublimation ist wie jede andere Varroabehandlung schriftlich zu dokumentieren. Die Aufzeichnungen müssen fünf Jahre aufbewahrt werden.
  6. Neben der Sublimation besteht auch die Möglichkeit, die Oxalsäure in Form von flüssigen Lösungen durch Sprühen oder Träufeln in den Bienenstock einzubringen. Diese Anwendungsverfahren haben jedoch den Nachteil, dass sie in der Regel zeitaufwendiger sind und auch mehr Stress für die Bienen bedeuten (Beuten müssen geöffnet werden).  Die Sublimation ist sicherlich die beste und schonendste Methode um die Oxalsäure gleichmäßig im Bienenstock zu verteilen.

Um die Oxalsäure-Sublimation so einfach wie möglich zu gestalten, bringen viele Imker ein zusätzliches Loch an der Rückseite des Beutenbodens an. Durch dieses Loch wird der Dampf aus dem Verdampfer in die Beute geblasen. Damit sich der Dampf möglichst in der Beute verteilt und nicht durch das Flugloch wieder entweicht, empfiehlt es sich, die Fluglöcher vor der Sublimation abzudichten und die Windeln bei offenen Gitterböden einzuschieben.

Eine Ergänzung zu biotechnischen Maßnahmen

Die Oxalsäure-Sublimation ist eine sehr gute Varroabehandlungsmethode. Wie bei allen anderen Behandlungsmitteln auch, sollte diese erst nach der Honigernte eingesetzt werden. Das heißt von der Hauptentmilbung im Sommer (Mitte/Ende Juli) bis zur Restentmilbung im Winter (Dezember). In den übrigen Monaten müssen biotechnische Maßnahmen (Brutentnahme, Drohnenbrutschneiden etc.) zur Varroabekämpfung eingesetzt werden.

Ergänzende Informationen

Am 27.11.2023 wurde auch per Celler-Infobrief über dieses Thema berichtet:

Was man über „Varroxal 0,71 g/g Bienenstock-Pulver“, dem bislang einzigen zugelassenen Varroazid zum Verdampfen, wissen sollte

Erfahrungen der Salzburger Carnica Züchter (Update vom 22.10.2024)

Am 22.10.2024 wurde im Rahmen eines Treffens der Carnica Zuchtgruppe Salzburg zum Thema „Erfahrungen mit dem Bannwabenverfahren“ auch über die Oxalsäure-Sublimation gesprochen. Die anwesenden, erfahrenen Imker und langjährigen Züchter waren sich alle einig, dass die Oxalsäure-Sublimation als Varroabehandlungsmethode nach der Honigernte nicht die gewünschte bzw. notwendige Wirkung zeigt. Zu diesem Zeitpunkt sind einfach zu viele Bienen im Bienenstock und die meisten Milben befinden sich in den Brutzellen. Die Oxalsäure kann sich nicht gut im Stock verteilen bzw. erreicht die Milben nicht. Nur wenige Milben fallen ab. Erst im Spätherbst sind die Völker weitgehend brutfrei und gut im Stock verteilt. Zu diesem Zeitpunkt kann die Oxalsäure ihre volle Wirkung entfalten und viele, auf den Bienen aufsitzende, Milben können abgetötet werden. Im Sommer nach der Honigernte sollte daher eine alternative Varroabehandlungsmethode (Bannwabenverfahren, totale Brutentnahme, Ameisensäure etc.) durchgeführt werden.

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