Königinnenmarkt am 1.7.2023
Vortrag „Völkervermehrung und Königinnenzucht“ von Dr. Pia Aumeier und Dr. Gehard Liebig
Autor: Bernd Meierhofer
Da der Vortrag „Einfach Imkern“ von Frau Dr. Aumeier und Hrn. Dr. Liebig im Dezember 2022 ein großer Erfolg war, wurden die beiden Wissenschaftler und Imker-Experten auch dieses Jahr vom Geschäftsführer des Salzburger Imkerhofs, Thomas Renner, zum jährlichen Königinnenmarkt eingeladen. Diesmal ging es im Vortrag von Frau Aumeier um das Thema „Völkervermehrung und Königinnenzucht“. Wie bei Vorträgen von Frau Aumeier so üblich, war auch diese Veranstaltung restlos ausgebucht. Um auch wirklich das Arbeiten an den Bienenvölkern demonstrieren zu können, sind Fr. Dr. Aumeier und Hr. Dr. Liebig diesmal sogar mit ihren eigenen Bienen angereist (natürlich mit internationalem Gesundheitszeugnis). Wenn man sich die Fahrtstrecke von Bochum nach Salzburg ansieht, gebührt Fr. Dr. Aumeier und Hr. Dr. Liebig allein schon von den Strapazen die sie sich hier auferlegen, höchste Anerkennung und Respekt.
Gleich zu Beginn des Vortrags wurde ein kleiner Handzettel verteilt, welcher Auskunft über weitere Informationsquellen gab:
- piaaumeier.de
Dies ist die Dropbox von Frau Aumeier, wo viele Informationen kostenfrei abgelegt sind - Auf YouTube gibt es die Video-Reihe „Live von Pias Bienenstand“
- Liebig stellt viele Informationen (z.B.: Kursankündigungen) über seine Homepage www.immelieb.de bereit.
- Der „Infobrief des LAVES-Instituts in Celle dient Imkerinnen und Imkern – egal ob Neuling oder „alter Hase“ als Quelle für sachkundige Informationen rund um Bienen und Honig.
- Die Referenten selbst sind über die Mailadressen info@piaaumeier.de und immelieb@t-online.de
Frau Dr. Aumeier verteilte auch die Visitenkarten eines Imkers mit Erfindergeist, Hrn. Heinrich Niemeier, welcher bereits zahlreiche praktische Hilfsmittel für die Imkerei (Wabenwender, Beutentragehilfe, Zargenhebegerät etc.) erfunden hat.
Falls die Honigräume zu schwer sind, empfiehlt Fr. Aumeier vertikale Halbzargen. Frau Aumeier hat ein einheitliches Rähmchenmaß für Brut- und Honigräume. Die vertikalen Halbzargen können gleich für die Bildung von Jungvölkern verwendet werden.
Für die Honigernte wird eine Entdeckelung mit Heißluftföhn und der Wabenwender von Hrn. Niemeier empfohlen. Da beim Entdeckeln mit Heißluft das Entdeckelungswachs auf den Waben bleibt, bilden die Bienen mit diesen überschüssigen Wachsklumpen dann beim Ausschlecken der Rähmchen leer verdeckelte Zellen. Dies ist aber nicht weiter problematisch.
Eine Zucht mit Starter, Finisher, Belegstellen, Anbrüter etc. ist für Frau Aumeier zu kompliziert und zu aufwändig. Hobbyimker und Anfänger sollten sich das Leben nicht unnötig schwer machen. Frau Dr. Aumeier empfiehlt, dass die starken Völker regelmäßig geschröpft (alle 2-3 Wochen) und daraus schwache Ableger gebildet werden sollten (siehe Artikel „Ein Volk aus einer Wabe“, welchen Fr. Dr. Aumeier für die Schweizerische Bienen Zeitung Ausgabe 05/2021 verfasst hat). Fr. Aumeier bestätigt aber, dass die Zucht zum Erhalt der heimischen Bienenrassen sehr wohl notwendig ist. In Österreich gibt es bzgl. der Bienenrassen Vorgaben durch die Bienenwirtschaftsgesetze der einzelnen Bundesländer. Außerdem ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt – keine gebietsfremden Arten – auch eine klare Forderung der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030. Kein Imker braucht bei uns fremde bzw. importierte Bienen und Bienenvölker. Dies wird auch durch eine Untersuchung von Fr. Aumeier bestätigt, welche lokal angepasste Wald-Wiesenmischungen mit importierten Zuchtlinien verglichen hat. Das Ergebnis war, dass die lokal angepassten Wald-Wiesenmischungen besser als die importierten Zuchtlinien abgeschnitten haben. Fr. Dr. Aumeier machte auch auf einen Vergleich der Bienenrassen aufmerksam, welcher von den Bieneninstituten Erlange, Kirchhain und Hohenheim durchgeführt wurde. Dieser Vergleich ergab, dass Zuchtmerkmale wie Volksstärke, Schwarmträgheit, Honigertrag und Sanftmut nicht von der Bienenrasse abhängig sind. Buckfast- und Carnica-Bienen haben in den verschiedenen Versuchsjahren abwechseln unterschiedlich oder gleich abgeschnitten.
Die Untersuchungen von Fr. Dr. Aumeier zeigen, dass die schwach gebildeten Ableger sich rasch zu starken Völkern entwickeln und im Herbst eigentlich die gleiche Größe wie stark gebildete Völker erreichen. Diese stark gebildeten Völker haben aber dreimal so viele Varroamilben.
Bei der Bienenzucht wird von Frau Aumeier und Hr. Liebig selektiert nach:
- Sanftmut
- Sanftmut
- Sanftmut
- …
Die einfachste Vermehrung von Völkern ist sicherlich die Bildung von Brutwabenablegern. Dafür muss nur ein Ableger mit 1-2 Brutwaben mit jüngsten Larven und ansitzenden Bienen (ohne Königin) gebildet werden. Einfach dem Ableger noch etwas Futter geben und diesen außerhalb des Flugradius aufstellen. Nach 28 Tagen sollte dann das Jungvolk fertig sein. Das Volk sollte bereits eine neue Königin gezogen haben, welche bereits Eier legt. Die Arbeiterinnenbrut ist bereits geschlüpft. Mit diesem Verfahren können bis zu 3 Ableger pro Volk erstellt werden.
Will man viele Völker vermehren, eignet sich das Verfahren „Sammelbrutableger mit integrierter Königinnenaufzucht“. Dafür wird ein Sammelbrutableger mit 9 Brutwaben mit jüngsten Larven und ansitzenden Bienen (ohne Königin) gebildet. Nach 9 Tagen müssen die Nachschaffungszellen (Achtung: es müssen auch versteckte Nachschaffungszellen gefunden und ausgebrochen werden) ausgebrochen und ein Zuchtrahmen eingesetzt werden. Weitere 9 Tage später können dann die Zellen am Zuchtrahmen verschult werden. Weitere 3 Tage später sind die Jungköniginnen geschlüpft und es können damit neue Ableger gebildet werden. Nach weiteren 9 Tagen sollten die Jungköniginnen bereits in Eilage sein. Für Erklärungen zum richtigen Umlarven verweist Fr. Dr. Aumeier auf die Lehrvideos von Imker Simon Hummel (YouTube-Kanal Simon Hummel), welcher leider 2017 viel zu früh verstorben ist.
Laut ihren Untersuchungen ist es den Bienen egal, ob die Nicot-Näpfchen oder selbst hergestellte Wachsnäpfchen verwendet werden. Beim Verschulen werden immer drei Begleitbienen zu den Weiselzellen hinzugefügt. Diese Begleitbienen helfen der Königin aus der Weiselzelle, falls diese wieder in die Weiselzelle krabbelt um den Gelee-Royal-Rest zu fressen und nicht mehr herauskommen sollte (ironischer Kommentar von Frau Dr. Aumeier: „Frauen sind schlecht beim rückwärts ausparken“).
Nach einer kurzen Pause ging es dann am Vorplatz des Imkerhofs mit einem Praxisteil weiter. Fr. Dr. Aumeier zeigte uns, wie sich die von ihr schwach gebildeten Ableger bereits entwickelt haben. Weiters zeigte sie, wie einfach mit mehreren Ablegern, dank eines 4er-Bodens, hantiert werden kann.
Mit dem Vortrag von Frau Dr. Aumeier und Hrn. Dr. Liebig (inkl. „Live von Pias Bienenstand“ dank der mitgebrachten Bienenvölker), dem Rahmenprogramm (Tombola), dem erstklassigen Essen vom Knockstone Barbecue Team Austria, dem Direkt-Verkauf von Bienenköniginnen unserer heimischen Bienenrassen durch unsere örtlichen Züchter (viele Züchter von der Carnica Zuchtgruppe Salzburg) und dem netten und charmanten Service der Imkerhof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dem Imkerhof-Team wieder eine tolle Veranstaltung gelungen. Es war schön zu sehen, dass nach dem Vortrag noch ein reger Informationsaustausch zwischen den beiden Wissenschaftlern Frau Dr. Aumeier und Hrn. Dr. Liebig und den Imkern in geselliger Atmosphäre stattgefunden hat. Die beiden sind Wissenschaftler zum Anfassen und überzeugen nicht nur durch ihr Fachwissen, sondern auch durch ihre menschliche Seite.
Danke an Frau Dr. Aumeier, Danke an Herrn Dr. Liebig und Danke an Thomas Renner und das Imkerhof-Team für diesen tollen Event! Auch wenn sie immer nur kurz in Salzburg sind, hoffe ich, dass es Frau Dr. Aumeier und Hrn. Dr. Liebig bei uns gefällt und wir noch viele weitere Vorträge und Besuche erwarten dürfen. Auch wenn Salzburg für Bochumer nicht direkt um die Ecke liegt.
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