Biotechnische Varroabekämpfungsmittel

Ausschneiden der Drohnenbrut, Totale Brutentnahme und Bannwabenverfahren

Autoren: Michaela und Bernd Meierhofer

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist einer der bedeutendsten Schädlinge der Honigbiene (Apis mellifera) und stellt weltweit eine ernsthafte Bedrohung für die Imkerei dar. Seit dem Auftreten der ersten Varroamilben in Europa in den 1970er Jahren wurden verschiedene chemische Mittel zur Bekämpfung der Varroa eingesetzt. Mit zunehmendem Wissen über die Milbe und ihre Lebensgewohnheiten haben sich in den letzten Jahren aber auch verschiedene biotechnische Bekämpfungsmethoden etabliert. Es ist sehr erfreulich, dass in der aktuellen Ausgabe (06/2024) der Zeitschrift „Bienen aktuell“ sehr viel über biotechnische Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroamilbe berichtet wird, da man bei richtiger Anwendung dieser Maßnahmen sehr gut auf Chemie zur Bekämpfung der Varroamilbe verzichtet werden kann bzw. der Chemieeinsatz auf ein notwendiges Minimum reduziert werden kann.

Zu den biotechnischen Bekämpfungsmethoden gehören das Ausschneiden der Drohnenbrut, die totale Brutentnahme und das Bannwabenverfahren. Diese Methoden zielen darauf ab, den Lebenszyklus der Varroamilbe zu unterbrechen und ihre Population auf ein für das Bienenvolk verträgliches Maß zu reduzieren.

Unsere Erfahrung

Wenn wir auf die Varroabehandlung in unserer imkerlichen Laufbahn zurückblicken, so hat diese mit dem Einsatz der Ameisensäure begonnen, ist dann über den Einsatz von verschiedenen Oxalsäure-Verdampfern zur Kombination von zwei biotechnischen Maßnahmen (Schneiden der Drohnenbrut + Bannwabenverfahren) und einer bedarfsorientierten Varroabehandlung mit dem Sublimox-Verdampfer (Api-Bioxal) oder verschiedenen Oxalsäure-Träufelprodukten (Dany‘s Bienenwohl) gekommen.

Ausschneiden der Drohnenbrut

In den letzten Jahren haben wir auf das Ausschneiden der Drohnenbrut – es ist wahrlich keine schöne Arbeit – verzichtet und die Bienen selbst entscheiden lassen, in welche Ecken der Rähmchen sie etwas Drohnenbrut legen wollen. Aufgrund der Klimaerwärmung werden sich die Völker und damit auch die Varroamilben schneller entwickeln. Da sich die Varroamilben besonders gut in der Drohnenbrut vermehren können (längere Entwicklungszeit der Drohnenbrut gegenüber der Arbeiterinnenbrut), haben wir in diesem Jahr (2024) wieder damit begonnen, Drohnen-Baurahmen am Rand des Brutnestes einzusetzen. Da sich die Völker 2024 explosionsartig entwickelt haben und auch sehr viele Drohnen aufgezogen haben, scheint diese Entscheidung richtig gewesen zu sein.

Die herausgeschnittene Drohnenbrut wird sofort verpackt und in den Gefrierschrank gegeben. Beim nächsten Wachsschmelzen wird sie dann zusammen mit anderen Brutwaben ausgeschmolzen. Das Wachs wird dann als Kerzenwachs verwendet.

Als Rahmen für den Drohnenbau hat sich bei uns ein Rahmen ohne Drähte bewährt, den wir in der Mitte durch eine horizontale Holzleiste in zwei Bereiche teilen. Der obere Teil wird von den Bienen mit Arbeiterinnenzellen gefüllt, die meist mit Honig und Pollen gefüllt sind. Im unteren Teil befindet sich die Drohnenbrut. Durch diese Zweiteilung ist der Naturwabenbau aber sehr stabil. Würde sich der Naturwabenbau über das gesamte Rähmchen erstecken, könnte der Wabenbau beim Herausziehen der Rähmchen leicht abreißen.

Aber auch in kleineren Beutensystemen (z.B. Miniplus) kann und sollte Drohnenbrut ausgeschnitten werden.

Miniplus Drohnenbaurahmen

Bannwabenverfahren

Seit einigen Jahren verwenden wir schon die Duplex-Wabentaschen mit der 2×12 Methode. Im Gegensatz zum konventionellen Bannwabenverfahren, bei dem die Königin auf einem Rähmchen eingesperrt wird und die Rähmchen in einem 3×9-Tageszyklus gewechselt werden müssen, sind hier weniger Handgriffe erforderlich.

Brutwabe nach der Entnahme aus der Duplex-Wabentasche

Die 2×12 Methode

Bei der 2×12 Methode wird am 0. Tag die Königin mit einer Brutwabe mit offener Brut und einer Mittelwand in die Duplex-Wabentasche gegeben. Am 12. Tag ist die Brutwabe verdeckelt und die Mittelwand ausgebaut und mit Eiern bestiftet. Die verdeckelte Brutwabe wird am 12. Tag durch eine Leerwabe ersetzt. Am 24. Tag befindet sich nur noch verdeckelte Brut mit fast allen Varroa-Milben in der Wabentasche und der Rest des Bienenvolks ist brutfrei. Die Königin kann am 24. Tag wieder freigelassen werden und die beiden Rähmchen mit verdeckelter Brut werden vernichtet oder in einer Brutscheine einer Spezialbehandlung unterzogen

Ursprünglich war geplant, die Duplex-Wabentaschen mit der Hyperthermie (Varroa Controller) zu koppeln. Dies erschien uns dann aber für unsere wenigen Bienenvölker zu aufwändig und zu teuer. Über die Duplex-Wabentasche gibt es ein Youtube-Video, das die Funktionsweise der Wabentasche sehr gut erklärt (siehe „Die Duplex-Wabentasche und ihre Anwendung„).

Daher war es für uns etwas überraschend, dass dieses Verfahren nun als überarbeitetes Verfahren der Universität Gent in der Zeitschrift „Bienen aktuell 06/2024“ vorgestellt wurde.

Was uns bei der Duplex-Wabentasche etwas stört, ist die Tatsache, dass unsere Wabentaschen aus leicht verbiegbarem Blech hergestellt sind und die Handhabung mit der Wabentasche im Juni/Juli nicht ganz einfach ist. Auch erscheinen uns die Schlupflöcher im Blech im Gegensatz zu den Rundstäben der neuen Wabentaschen zu scharfkantig. Da die Völker im Juni/Juli übervoll sind, ist das Auffinden und Einsperren der Königin auch mit gezeichneten Königinnen kein leichtes Unterfangen. Auch das Verschließen der Wabentaschen mit dem Blechdeckel und das Auswechseln der Rähmchen in den Wabentaschen ist alles andere als ein leichter Handgriff und leider kaum möglich, ohne einzelne Bienen dabei zu quetschen. Vielleicht klappt das mit den neueren Wabentaschen schon besser? Beim Arbeiten mit den Wabentaschen muss man langsam und vorsichtig vorgehen. Mit dicken Arbeitshandschuhen ist es schwierig, das notwendige Fingerspitzengefühl beim Herausnehmen und Einsetzen der Rähmchen in die Wabentasche aufzubringen. Wer das langsame, behutsame Arbeiten und das Arbeiten ohne Handschuhe in seiner imkerlichen Praxis noch nicht verinnerlicht hat, wird mit der Wabentasche quasi dazu gezwungen. Sanfte Bienen mit einem guten Wabensitz würden diese Arbeiten natürlich auch erleichtern. Also bei der Selektion der Bienen oder beim Kauf der nächsten Königinnen auch auf dieses Zuchtmerkmal achten und nicht nur den prognostizierten Honigertrag als Auswahlkriterium heranziehen.

Bedenke, dass mit der Wabentasche einfach noch weniger Platz in der Beute zur Verfügung steht.

Trennschied mit integriertem Sperrgitter und Führungsschienen

Trennschied mit eingebautem Absperrgitter

In diesem Jahr wollen wir anstelle der Duplex-Wabentaschen ein Trennschied mit eingearbeitetem Absperrgitter (vertikalen Rundstäben) testen. Aber auch das wird nicht so einfach, wie ursprünglich gedacht, denn es müssen erst entsprechende Führungsleisten an den Beutenböden angebracht werden und die Trennschiede müssen allseitig gut abschließen, damit die Königin den isolierten Bereich nicht einfach verlassen kann (auch nicht durch das Flugloch). Auch diese Montage ist kein Vergnügen, wenn die Honigräume aufgesetzt sind und die Beuten voll sind. Von der Variante mit dem Trennschied versprechen wir uns aber den Vorteil, dass bei einer großen Beute etwas mehr Platz zum Hantieren bleibt.

Da durch die Königin in der Wabentasche die Brut in den anderen Bruträhmchen ausläuft, kann nach den 24 Tagen entschieden werden, welche der Brutwaben alt und schwarz sind und daher aussortiert werden müssen bzw. welche Brutwaben noch verwendet werden können. Aber nicht nur das Alter der Waben ist für uns bei der Auswahl der Brutwaben entscheidend, sondern auch der Zustand der Brutflächen auf den Waben. Waben, die unsauber ausgebaut wurden, wellig sind, Drohnenzellen an ungewöhnlichen Stellen aufweisen oder von den Bienen mit seitlichen Löchern versehen wurden, wandern ebenfalls in den Wachsschmelzer.
Wie auch im Video über die Duplex-Wabentasche beschrieben, beginnen wir mit dem Einsetzen der Wabentaschen vor der Honigernte. Also um die Sommersonnenwende (21. Juni) oder bei uns auf 1.000 m Seehöhe ca. zwei bis drei Wochen später.

Totale Brutentnahme (TBE)

Dieses Verfahren wurde bei uns noch nie eingesetzt, da uns der mit der Bannwabe erzielte Wabenumtrieb völlig ausreicht. Die Materialschlacht einer TBE wollten wir uns bisher ersparen. Wer jedoch den hohen Materialaufwand nicht scheut und einen schnellen Wabenumtrieb anstrebt, ist mit bei der totalen Brutentnahme an der richtigen Adresse, zumal bei diesem Verfahren auch etwaige Viren und Krankheitserreger auf dem Wabenmaterial abgetötet werden (sofern man auch entsprechend desinfiziertes Wabenmaterial verwendet wird).  Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie schnell sich Bienenvölker auf einem neuen Wabenbau entwickeln können. Und auch optisch ist ein neuer Wabenbau eine Freude für den Imker.

Verwendung der Brutwaben mit der gefangenen Varroa

Was machen wir mit den entnommenen Brutwaben? Wie auch im Artikel der Zeitschrift „Bienen aktuell 06/2024″ beschrieben, werden bei uns Brutwaben nur dann sofort eingeschmolzen, wenn ein starker Varroabefall festgestellt wurde. Alle anderen Brutwaben wandern in eine Brutscheune. Darin befindet sich meistens eine Königin, die wir sowieso austauschen wollten. Eigentlich die schlechteste Königin des Standes, deren Leben wir nun für eine chemische Behandlung opfern würden.  Brutal, aber sicher der Weg mit den geringsten Verlusten.
Die Brutscheune erlaubt es uns, die Varroabehandlung nur noch auf die Brutscheune zu konzentrieren. Die anderen Völker sind ja jetzt weitgehend varraofrei. Die Varroakontrolle im Herbst wird zeigen, ob wir sauber gearbeitet haben oder ob eine Reinfektion stattgefunden hat. Gegebenenfalls ist dann eine weitere Restentmilbung notwendig. Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass bei Oxalsäure-Verdampfungen im Herbst kaum noch Milben bei den biotechnisch behandelten Völkern abfallen. Die Winterbienen konnten sich also gesund und ohne lästige Parasiten entwickeln.

Fazit

Das Ausschneiden der Drohnenbrut, die totale Brutentnahme und das Bannwabenverfahren sind wirksame biotechnische Methoden zur Bekämpfung der Varroamilbe. Sie erfordern einen hohen Aufwand und eine gute imkerliche Praxis, stellen aber eine nachhaltige Alternative zu chemischen Bekämpfungsmitteln dar. Durch die Reduzierung der Milbenpopulation können diese Methoden zur langfristigen Gesundheit und Vitalität der Bienenvölker beitragen, was letztlich auch dem Imker und der Umwelt zugutekommt.

Update vom 25.10.2024

Am 22.10.2024 fand ein Treffen der Carnica Zuchtgruppe Salzburg zum Thema Bannwabenverfahren statt. Bei diesem Treffen wurden sehr viele interessante Informationen über die Anwendung des Bannwabenverfahrens zwischen einigen langjährigen Imkerprofis ausgetauscht. Das Bannwabenverfahren in Kombination mit einer genauen Varroabefallsanalyse wird nun von einigen Züchtern der Carnica Zuchtgruppe Salzburg als neuer Weg zur Varroaresistenzselektion ihrer Carnica Bienen eingesetzt.

2 Kommentare
  1. Elisabeth
    Elisabeth sagte:

    Hallo Bernd und Michaela, vielen Dank für diesen Bericht. Eure Beschreibungen der biotechnischen Varroabekämpfungsmethoden empfinde ich als sehr verständlich und prägnant. Mir gefällt, dass eure Erfahrungen einfließen und ihr auch die Probleme klar aufzeigt.
    Liebe Grüße Elisabeth

    Antworten
    • admin
      admin sagte:

      Hallo Elisabeth, vielen Dank für Deinen netten Kommentar! Wir freuen uns, wenn praktische Erfahrungen innerhalb der Imkerschaft ausgetauscht werden. Diesmal ein kleiner Beitrag von uns, der hoffentlich für viele Imkerinnen und Imker hilfreich ist. Liebe Grüße, Michaela und Bernd

      Antworten

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