Saisonauftakt am Imkerhof Salzburg mit Wanderimker Ralf Kolbe
1. und 2. März 2025
Autorin: Elisabeth Karl
Ralf Kolbe
Ralf Kolbe, Wanderimker im Harz und Königinnenzüchter (⇒ Wanderimkerei Kolbe), stellt sich und seine Betriebsweise vor. Bienen begleiten Ralf Kolbe schon sein ganzes Leben. Irgendwann hat er sich eigene Völker angeschafft und den Grundstock für 300 Völker, viele Ableger und Zuchtvölker gelegt.
Wie kam es dazu? Interessant ist auch sein beruflicher Werdegang. Er ist überzeugt, dass ihm seine bisherigen Ausbildungen bei der Arbeit mit den Bienen zugute kommen. Von der Ausbildung zum Fachinformatiker wechselte er nach kurzer Zeit zur Ausbildung zum Krankenpfleger und stieg zum Pflegedienstleister und Qualitätsmanager eines Krankenhauses auf. Parallel dazu arbeitete er mit den Bienen. Bald hat er 100 Völker. Mit dieser Zahl stand er am Scheideweg und entschied sich für die Imkerei. Ursprünglich imkerte er mit der Carnica-Biene, wechselte aber bald auf die Buckfastbiene. Vorerst arbeitete er noch in kleinen Magazinbeuten. Er hatte große vitale Buckfastvölker, die oft schwärmten, stechfreudig waren und häufig umweiselten. Die Wende kam 2008/09, als er seine Königinnen auf eine Belegstelle brachte und sich Kontinuität und Stabilität bei seinen Völkern einstellte. Von 40 Bienenvölkern, mit denen er begann, ist er auf 300 Bienenvölker und 500 Selektionen/Ableger angewachsen. Er hat sich zum Züchter entwickelt. Als er die Erfolge bei der Begattung der Königinnen auf der Belegstelle sah, begann er mit dem Aufbau einer eigenen Belegstelle.
Betriebsweise
Für ihn bzw. seine Betriebsweise sind die 3 B’s entscheidend:
- Biene, und zwar die, die ihm gefällt (Buckfast)
- Beute, er wählt die, die für ihn richtig ist (Dadant)
- Betriebsweise
Im Prinzip könnten seine Völker vom Raps (April/Mai) bis zur Heide im Herbst (September) durchlaufen.
Das Bienenjahr beginnt für ihn bereits im Herbst des Vorjahres. Voraussetzung für eine gute Volksentwicklung im Frühjahr sind:
- gesunde Völker
- wenig Varroa
- eine gute Königin
- genug Bienen
- genug Futter (Sirup, Pollen, Honig)
- guter Wärmehaushalt, den er vor allem durch das Schieden erreichen will. Die Bienenmasse muss sich selbst wärmen können.
Im Frühjahr wartet er bis 5 Tage nach dem Reinigungsflug, um diesen nicht zu stören. Sobald die Bienen mit dem Pollensammeln beginnen, ist der Reinigungsflug beendet.
Bienenjahr bei Kolbe
Im Laufe des Jahres gibt es unterschiedliche Schwerpunkte bei der Arbeit. Im Dezember ist Vermarktungszeit. Im Januar und Februar werden die Honigräume kontrolliert, die Zargen in Ordnung gebracht und die Rähmchen gereinigt. Defekte Honigräume werden aussortiert, gewellte oder durchlöcherte Mittelwände werden entfernt. Bis Oktober werden die Völker kontrolliert. Im Winter werden die Bienenstöcke nicht geöffnet und der „Kasten“ bleibt bis nach den Reinigungsflügen geschlossen.
Völkerkontrolle
Ralf kontrolliert im Winter nur das Flugloch und den Bodenschieber, um zu sehen, wo die Bienentrauben sitzen und was sie sonst so machen.
Erste Durchsicht
Bei der ersten Kontrolle Anfang März schaut er nicht länger als 1-2 Minuten hinein. Er will wissen, ob das Volk noch lebt und genügend Futter hat. Falls notwendig, werden die Schiede (angepasster Brutraum) umgesetzt. Für ihn ist ein Volk, das auf 3-4 Rähmchen sitzt, okay. 2 Rähmchen gehen auch. Er schiedet von beiden Seiten. Ralf verwendet Flüssigfutter, so müssen die Bienen bei kaltem Wetter nicht raus, außerdem fördert die 1:1 Fütterung die Volksentwicklung.
Zweite Durchsicht
Nach weiteren 3-4 Wochen, Ende März/Anfang April, erfolgt die 2. Durchsicht. Jetzt sollten schon schöne Brutkreise und Futterecken erkennbar sein. Ralf will wissen, wie sich die Brut entwickelt und wie gut die Legeleistung der Königin ist. Wenn nötig, gibt er ihnen eine Mittelwand. Er schiedet auch starke Völker auf 5 Waben. Die Futterwabe wird außerhalb der Schiede platziert.
Schieden
Er schiedet wegen des Brutkreislaufs. Die Königin sollte auf den inneren 5 Waben legen, weil es dort immer am wärmsten ist und auch bei einem Kälteeinbruch dieser Bereich optimal gewärmt wird. Wenn es passt, wird mit einer Mittelwabe und einer Drohnenwabe auf 7 Rähmchen erweitert.
Beurteilung der Königin
Er beurteilt die Königin nach ihrer Legeleistung auf dem von ihm vorgegebenen Rähmchen. Entspricht eine Königin nicht oder legt sie zu früh Drohneneier, wird sie abgedrückt. Das alte Volk erhält Brutableger und eine neue Königin. Im Frühjahr nimmt das Volk eine neue Königin gerne an. Da kann eine Königin direkt getauscht werden.
Mittelwände setzt er immer an den Rand des Brutnestes und anschließend den Schied. Den Drohnenrahmen gibt er eine Woche später hinzu und belässt ihn im Volk. Drohnenbrut schneidet er eher nicht. Ralf ist der Meinung, dass die Drohnen wichtig und gut für das Volk sind. Falls gutes Wetter prognostiziert ist, gibt er auch schon den ersten Honigraum. Ansonsten nur eine weitere Mittelwand, um die Jungbienen zu beschäftigen und so die Schwarmgefahr zu verringern.
Dritte Durchsicht und Honigraum aufsetzen
Die dritte Durchsicht erfolgt nach einer weiteren Woche. Er setzt den ersten Honigraum auf, wenn dies noch nicht geschehen ist. Und eventuell, je nach Tracht, einen zweiten oder dritten Honigraum. Honigräume werden immer aufgesetzt, wenn der untere Honigraum zu zwei Drittel voll ist. Im Honigraum ist immer jedes zweite Rähmchen eine Mittelwand. Wenn der Honigraum voll ist, baut er ihn ab. Ralf will wegen des Wärmehaushalts im Brutnest nicht zu hoch bauen, vor allem wenn noch Kälteeinbrüche zu befürchten sind. So kann er die Schwarmtätigkeit weitgehend unterbinden. „Was danach noch gehen will, soll gehen.“ Zum Abbauen der Honigräume setzt er Bienenfluchten ein. Mehr als 24 Stunden nach dem Einsetzen der Bienenfluchten haben die Bienen Zeit, um aus den Honigräumen zu flüchten. Die Honigleistung steht für Ralf nicht im Vordergrund. Er legt in erster Linie Wert darauf, dass die Völker das Jahr über gut laufen. Ein Volk läuft bis zum Herbst. Nur bei Störungen wird kontrolliert.
Varroabehandlung
Etwa in der ersten Julihälfte, wenn die Linden blühen, wird aufgefüttert und gegen die Varroamilbe behandelt. Zu dieser Zeit ist die Varroabelastung am höchsten, da noch viel Brut vorhanden ist. In seiner Imkerei werden zuerst die für die Zucht benötigten Drohnenvölker behandelt, danach alle anderen Völker.
Anfang Juli sperrt er die Königinnen für etwa 10 Tage in eine Bannwabe. Danach wird die Bannwabe zusammen mit zwei weiteren Brutwaben, einer Futterwabe und einer halben Mittelwand in einen Ablegerkästchen gebracht. In das „alte“ Volk kommen drei Mittelwände und spätestens am Abend wird eine Königin eingesetzt. Der Ableger wird zwei Tage belassen, dann wird die Bannwabe herausgenommen. Die Königin lässt er wieder zulaufen. Nun wird alle drei Tage viermal hintereinander mit Oxalsäure behandelt. Nach ca. 3 Wochen werden die Ableger kontrolliert. Sind nur 3 oder weniger Rähmchen besetzt, wird das Volk aufgelöst oder mit einem guten Volk zusammengelegt. Die letzte Fütterung erfolgt im Oktober. Er füttert in der Regel überdurchschnittlich und ergänzt bei der 1. Kontrolle noch Futterwaben, wenn er den Eindruck hat, dass ein Volk mit dem Vorrat nicht auskommen wird. Zur Kontrolle der Völker genügt ihm die Beobachtung des Flugloches und die Kontrolle des Bodenschiebers.
Zucht
Die Auswahl der Zuchtmutter erfolgt bei ihm nach den Kriterien Bautrieb bei Stockbienen und Trachttrieb bei Flugbienen. Er hat eine Idealvorstellung, wie sich ein Volk verhalten soll. Stimmt das Verhalten nicht, werden die Abweichungen dokumentiert.
Seine Zuchtkriterien sind:
- Schwarmverhalten
- Wabensitz
- Aussehen der Bienen
- Sanftmut
Die Varroaresistenz bzw. -toleranz als Kriterium sieht er eher kritisch. Wenn die Königin einer Linie nicht den Erwartungen entspricht, wechselt er sie aus. Die Königin ist für ihn nur ein Instrument. Bewertet wird die Leistung des „Bien“, des gesamten Bienenvolkes.
Wenn eine Linie am Höhepunkt ihrer Leistung ist, Ralf hat hier ein individuelles Bewertungssystem, dann geht die Königin auf die Belegstelle. Er hat von jeder Mutter 3 – 4 Exemplare. Diese bringt er zu unterschiedlichen Drohnenlinien um eine breite Genetik zu erhalten.
Arbeitsweise am Volk
Bei der Arbeit mit den Völkern legt er Wert darauf, ruhig und zügig arbeiten zu können. Rauch setzt er nur sehr sparsam ein, um die Bienen in die Wabengassen zu drängen, damit sie beim Arbeiten nicht verletzt werden.
Ist ein Volk über längere Zeit stechfreudig, wird es umgeweiselt. Seine Völker stehen auch an öffentlichen Plätzen und da dürfen die Bienen nicht stechfreudig sein. Er arbeitet weitgehend ohne Schutzkleidung. Für ihn ist wichtig, ruhig an den Völkern zu arbeiten, behutsam mit ihnen umzugehen und mit ihnen in Symbiose zu gehen. Er ist der Meinung, dass die Schutzkleidung diese Ruhe und Achtsamkeit behindert, da sich der Imker sicher fühlt und vielleicht ungestümer und unvorsichtiger arbeitet.
Seine Zuchtmütter sind zu 80 % zweijährige Königinnen in einem 6-Waben-Ableger. Diese werden 1:1 mit Honigwasser aufgefüttert.
Seine Wirtschaftsvölker sollten jeweils zwei Jahre durchhalten und die benötigte Leistung bringen. Daher hat er keine dreijährigen Königinnen in den Stöcken. Im dritten Jahr reicht das Sperma nicht mehr bzw. die Legeleistung der Königin lässt nach.
Zum Umlarven nimmt er die jüngsten Larven, etwa ab dem 4 Tag, den er für die weitere Arbeit als Tag 0 bezeichnet. In den Zuchtleisten kann er in zwei Reihen etwa 60 Zellen anlegen. Er hängt sie dann in einen Ableger neben eine Brutwabe, weil es dort am wärmsten ist. Wenn es zu kalt ist, bleiben die Zellen klein. Dann sind auch die Königinnen klein und von minderer Qualität. Am Tag 5 gibt er die Rähmchen in einen Brutschrank und in einen Schlüpfkäfig. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls doch eine Jungkönigin früher schlüpft als erwartet.
Nach weiteren 5 Tagen drückt er die Zelle mit der kurz vor dem Schlüpfen stehenden Jungkönigin heraus und hängt sie ein vorbereitetes Apideakästchen. Im Apideakästchen sollten etwa 100g Bienen wegen des Wärmehaushalts sein. Die Kästchen stehen noch etwa 3 Tage im Keller bis zur Schlüpfkontrolle. Dann kommen sie auf die Belegstelle. Ralf empfiehlt die Apideakästchen, wenn man mehr als 100 Königinnen zur Verfügung hat. Darunter kann man auch Miniplus-Beuten verwenden.
Fazit
Es war sehr interessant zu sehen, wie ein Imker mit so vielen Völkern arbeitet. Alle Abläufe sind auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet. Zeitersparnis ist ein wichtiger Punkt und was nicht funktioniert, muss weg.
Bestimmte Kriterien, die ihm bei seinen Bienen wichtig sind, züchtet er auch bei seinen Königinnen. Obwohl die Wirtschaftlichkeit für seinen Betrieb das Hauptkriterium ist, ist er der Meinung, dass man als Imker den Bienen gerecht werden muss, indem man ihr Wesen kennenlernt. Interessant fand ich auch, dass er im Laufe des Jahres immer wieder zufüttert, um die Legeleistung der Königin und den Arbeitseifer des Bienenvolkes zu erhalten.
Eine „wesensgemäße Haltung“ der Bienen sei nicht mehr möglich. Die Imkerei ist zur Massentierhaltung geworden. Zu viel wurde bereits züchterisch verändert. Schwarmlust oder Stechfreudigkeit, um nur zwei zu nennen, sind fast weggezüchtet. Er selbst „zwingt“ mit seinen Schieden die Königin auf bestimmte Rähmchen.
Auch wenn die Imkerei Kolbe in ganz anderen Dimensionen unterwegs ist, gibt es Handgriffe, die für die Arbeit mit den eigenen Völkern durchaus praktikabel sind. Alles in allem ein wertvoller Vortrag, um den eigenen Horizont zu erweitern.
Vielen Dank an Ralf Kolbe und den Imkerhof Salzburg für diese sehr gelungene Veranstaltung!
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