Jahreshauptversammlung 2025 der Imker-Ortsgruppe Golling
Autor: Bernd Meierhofer
Am 21.3.2025 fand die Jahreshauptversammlung der Imkerortsgruppe Golling in der Tagger Kantine beim Leube Kalkwerk statt. Zahlreiche Mitglieder der Ortsgruppe aber auch Gäste aus anderen Ortsgruppen versammelten sich, um Rückblick auf das vergangene Jahr zu halten, zukünftige Projekte zu besprechen und dem Vortrag von Diplom Biologen und Laborleiter des Salzburger Imkerhofes, Chris Steube, zu lauschen. Unter den Gästen war auch der Bürgermeister der Marktgemeinde Golling, Martin Dietrich.
Neuigkeiten
Zu Beginn des Abends informierte der Obmann des Vereins, Herbert Wieser, über diverse Neuigkeiten aus dem Salzburger Landesverband. Unter anderem berichtete er über die Anpassung der Mitgliedsbeiträge, die geänderten Öffnungszeiten des Imkerhofes Salzburg sowie über Änderungen in der Betriebsberatung bzw. bei der Ausstellung der Gesundheits- und Wanderzeugnisse.
Kassabericht/Kassaprüfung
Wie bei Jahreshauptversammlungen üblich, erfolgte der Bericht der Kassiererin und der Kassaprüfer. Von den Kassaprüfern wurde die ordnungsgemäße Buchführung bestätigt und die Entlastung der Kassiererin beantragt. Diese wurde von allen Vereinsmitgliedern einstimmig angenommen.
Vortrag von Diplom Biologe Chris Steube zum Thema „Imkern in Zeiten des Klimawandels„
Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war natürlich der Fachvortrag von Diplom Biologe Chris Steube zum Thema „Imkern in Zeiten des Klimawandels„. In seinem Vortrag erläuterte er die Herausforderungen, denen sich Imker aufgrund steigender Temperaturen und veränderter Wetterbedingungen stellen müssen. Er zeigte auf, wie sich Blühzeiten (Phänologische Kalender) verschieben, neue Schädlinge (Vespa velutina, Vespa orientalis, Tropilaelapsmilbe, kleiner Beutenstockkäfer) ausbreiten und extreme Wetterereignisse die Bienenvölker gefährden.
Die raschen klimatischen Veränderungen werden massive Auswirkungen auf die Tracht haben. Ein früheres Trachtangebot wird auf Bienenvölker stoßen, welche noch nicht trachtreif sind bzw. vice versa. Blatthonige werden unsere klassischen Waldhonige ablösen. Und durch die Zunahme von Melezitosehonig werden wir uns für den Melezitosehonig neue Verarbeitungs-(Umhängen im Bienenvolk, Trocknung?) und Vermarktungskonzepte überlegen müssen.
Die invasiven Pflanzen wie Springkraut und japanischer Staudenknöterich wurden von Chris insofern lobend erwähnt, da sie den Bienen ein spätes Nahrungsangebot bieten und dieser von den Bienen gesammelte Nektar/Pollen immer noch besser für die Bienengesundheit ist als der von uns gefütterte Zucker, der von den Inhaltsstoffen her doch sehr eintönig ist. Es bleiben jedoch invasive Pflanzenarten. Ihre Ausbreitung darf auf keinen Fall gefördert werden.
Bei der Ausbreitung von Vespa velutina war Chris selbst überrascht, wie schnell sich invasive Arten ausbreiten können. Ein versteckter Transport in einem LKW und schon ist der neue Schädling ist bei uns angekommen. Auf die Tracheenmilbe angesprochen meinte Chris, dass diese in Zukunft keine große Rolle mehr spielen wird. Auch nicht nach dem Wegfall oder der Reduzierung der Varroabekämpfungsmittel bei zunehmender Varroaresistenz unserer Bienen.
Chris stellte auch neue Anpassungsstrategien für die Imker vor. Darunter die Nutzung des angepassten Brutraumes um den Wärmehaushalt in den Bienenstöcken zu verbessern. Wenn die Entwicklungszeit der Brut in den Zellen durch einen verbesserten Wärmehaushalt auf das notwendige Minimum reduziert werden kann, bleibt der Varroamilbe auch weniger Zeit für ihre Fortpflanzung. Außerdem hat sich herausgestellt, dass Verkühlungen der Bienenbrut sich negativ auf die Vitalität der Bienen auswirkt. Ähnlich ist es bei schlecht ernährten Bienen. Schlecht ernährte Bienen sterben früher. Die Imker müssen sich also auch darauf einstellen, dass sie in Zukunft situationsbezogen füttern müssen.
Im Kampf gegen die Varroamilbe werden zukünftig auch Brutunterbrechungen fixer Bestandteil einer guten imkerlichen Praxis sein. Wenn Bienen sich nicht um Brutpflege kümmern müssen, entstehen langlebige, bisher als Winterbienen bezeichnete, Bienen.
Trotz all dieser Hiobsbotschaften müssen wir weitermachen. Chris berichtete, dass der Wert der Bestäubungsleistung eines Bienenvolkes im Raum Oberösterreich mit 600 € pro Jahr beziffert wird. Es wäre unvorstellbar, wenn wir auf die Bestäubungsleistung unserer Bienen verzichten müssten.
Unterstützung durch die Gemeinde
Nach dem Vortrag von Chris ergriff auch der Bürgermeister, Martin Dietrich kurz das Wort, um der Ortsgruppe die volle Unterstützung der Gemeinde zuzusichern. Auch der Bürgermeister wünscht sich gemeinsame Projekte, um die Bevölkerung über eine bienenfreundliche Bepflanzung ihrer Gärten zu informieren. Da Golling keinen eigenen Obst- und Gartenbauverein hat, wäre es sicher sinnvoll, hier Experten aus anderen Obst- und Gartenbauvereinen oder auch vom Naturschutzbund (Wildbienenexperte Dr. Neumayr) einzubinden. Auf jeden Fall wurde der Wunsch geäußert, dass Chris Steube einen Folgevortrag ausarbeitet, der konkret auf das Thema bienenfreundliche Bepflanzung in unserer Region eingeht.
Anmerkung des Autors: Ältere Imker erinnern sich vielleicht noch, dass es Zeiten gab, in denen die Ortsgruppen vom Landesverband Pflanzen zur Verbesserung der Trachtsituation erhielten. Vielleicht ist es an der Zeit, auch diese Art der Problemlösung wieder aufzugreifen.
Danach folgte eine angeregte Diskussion, in der die Teilnehmer eigene Erfahrungen austauschten und über Lösungsansätze für die lokale Imkerschaft sprachen. Die Versammlung endete mit einem gemütlichen Beisammensein, bei dem die Gemeinschaft weiter gestärkt wurde.
Danksagung
Ich möchte mich sehr herzlich bei der Imkerortsgruppe Golling für die Einladung zur Jahreshauptversammlung und bei Chris Steube für den informativen Vortrag bedanken.
Es war ein sehr netter Abend und ich würde mich freuen, wenn die Vereinsmitglieder der Ortsgruppe Golling und die anderen Gäste der Jahreshauptversammlung auch die Stammtische und Veranstaltungen unseres Vereins, des Imkervereins Salzburg Aigen, besuchen würden. Denn wie Chris in seinem Vortrag so schön sagte: „Wir müssen unsere Bienenhaltung optimieren und anpassen“. Und dazu gehört sicher auch, dass wir uns gegenseitig weiterbilden und unterstützen.
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