Bienenpädagogik-Aufbaukurs in Innsbruck (14-15.3.2025)
Autorin: Elisabeth Karl
Was ist Bienenpädagogik?
Bienenpädagogik, eine Möglichkeit bei Kindern und Jugendlichen ein ökologisches Bewusstsein zu bilden und Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur zu wecken. Dies sind bereits zwei Bildungsaspekte und Lernziele der Bienenpädagogik. Weitere Aspekte und Ziele sind das Erlernen naturwissenschaftlicher Kompetenzen wie Beobachten, Dokumentieren, Analysieren. Außerdem lernen die Kinder und Jugendlichen praktische Fertigkeiten, können handwerkliches Geschick erwerben und schulen, werden in Teamarbeit geschult und erkennen deren Vorteile und nicht zuletzt erwerben sie wirtschaftliches Verständnis für Produkte, Kalkulation und Vermarktung.
Für mich ist das Motivation genug, mich intensiver mit der Bienenpädagogik zu beschäftigen, zumal ich aus dem Lehrberuf komme und selbst mit großer Freude Imkerin bin
Aufbaukurs in Innsbruck bei WL Rosi Fellner
Nachdem ich letztes Jahr im März den Grundkurs Bienenpädagogik in Salzburg am Imkerhof besucht hatte, wollte ich natürlich mehr wissen. Und so nutzte ich heuer die Gelegenheit, vom 14.3. bis 15.3.2025 den Aufbaukurs 1 in Innsbruck zu besuchen.
Vortragende waren wie beim ersten Mal WL Rosi Fellner und Lydia Schwarzenberger-Fahrnberger, letztes Jahr war auch Doris Neuhofer von der Imkerschule im Donaupark in Wien dabei. Lydia Schwarzenberger ist ausgebildete Imkerin (Facharbeiterin) und unter anderem auch Naturpädagogin und Wildbienenbotschafterin. Bei verschiedenen Spielen im Freien und Wanderungen in der Natur erleben die Kinder und Jugendlichen mit ihr die Zusammenhänge von Pflanzen- und Tierwelt, insbesondere von Bienen – auch Wildbienen und anderen Insekten.
Im letztjährigen Grundkurs wurden vor allem die rechtlichen Grundlagen, die Erste Hilfe bei Insektenstichen und die Praxis mit dem Epipen behandelt. Weiters wurden didaktische Grundlagen bei der Vermittlung der einzelnen Lehrinhalte, sowie der Ablauf eines Besuches am Bienenstand von der Planung bis zur Durchführung und die Planung und Durchführung eines Besuches des Imkers/der Imkerin im Kindergarten/in einer Volksschulklasse/in einer Mittelschulklasse/höherer Schule behandelt.
Aufbau einer Imkerschule
Im aktuellen Kurs war der Aufbau einer Imkerschule das umfassende Thema. Eine Volksschule, Mittelschule oder höhere Schule betreut dabei bis zu drei eigene Bienenstöcke. Mehr Völker sind für eine Schule vom Aufwand her nicht zu empfehlen.
Planung
Bei einem solchen Projekt ist es wichtig, im Vorfeld die Rahmenbedingungen wie Standort, Finanzierung, Ausstattung und Material gut abzuklären. Ganz wichtig ist auch die Einbindung aller Beteiligten. Von der Gemeinde über die SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern, den Schulwart bis hin zum örtlichen Imkerverein, falls es einen gibt, sollten alle zumindest informiert bzw. im besten Fall eingebunden werden. Ein wichtiger Punkt ist die Überlegung, wie lange man als Bienenpädagoge das Projekt begleiten möchte. Empfehlenswert ist ein Jahr, anschließend sollten eine oder mehrere LehrerInnen als Verantwortliche zusammen mit den Kindern die Betreuung der Bienen übernehmen.
Werkzeuge sollten in ausreichender Zahl vorhanden sein, jedes Kind sollte einen „eigenen“ Stockmeißel haben, mit dem nur es arbeitet. Auch Schutzkleidung in verschiedenen Größen sollte in ausreichender Zahl vorhanden sein. Alle Geräte zur Honiggewinnung sollten ebenfalls im Besitz der Schule sein. Auch rechtliche und organisatorische Fragen müssen im Vorfeld geklärt werden. Sind diese Vorbereitungen abgeschlossen, kann die Imkerschule starten. Die Bienenstöcke werden aufgestellt und mit Bienen bestückt.
Es empfiehlt sich, in Zander oder Flachzargen zu arbeiten, damit die Kinder und Jugendlichen von der Größe und dem Gewicht her gut damit umgehen können. Nun werden die Regeln und Abläufe besprochen, ein Trockentraining mit einer Fotobeute ist sinnvoll. Und dann geht es zum ersten Mal zu den Bienen, zunächst zur Fluglochbeobachtung. Und dann kann die eigentliche Arbeit an den Bienenstöcken beginnen. Rosi arbeitet mit Viererteams, einer bedient den Smoker, einer reicht die Werkzeuge, einer arbeitet an den Bienen und einer dokumentiert, was gemacht und gesehen wird. Und diese Viererteams rotieren, so dass jeder einmal alle Aufgaben übernimmt. Wer gerade nicht an den Stöcken arbeitet, schaut zu.
Das Bienenjahr im Schulalltag
Im Laufe des Jahres werden alle imkerlichen Arbeiten durchgeführt, die Auswinterung ebenso wie die Ablegerbildung oder die Fütterung und Varroabehandlung. Wenn ein Schwarm abgeht, wird mit den Schülerinnen und Schülern auch das Einlogieren bzw. Einlaufen praktiziert. Verständlicherweise ist das für die jungen ImkerInnen ein Höhepunkt. Den Honig erntet Rosi aus Vorsichtsgründen ohne die SchülerInnen, das Entdeckeln, Schleudern und Abfüllen übernehmen dann wieder die SchülerInnen und jeder bekommt sein kleines Glas Honig mit nach Hause. Im Sonnenwachsschmelzer werden Rähmchen eingeschmolzen, damit die SchülerInnen auch diesen Arbeitsschritt miterleben.
Tote Bienen aus den Bienenstöcken werden mitgenommen, mikroskopiert und seziert.
Auch die Verarbeitung von Wachs ist ein Thema. Kerzen können gezogen oder gegossen werden, Wachsanhänger für Weihnachten oder Ostern können hergestellt werden. Je nach Alter der Schüler können im Werkunterricht Rähmchen gebaut und Mittelwände eingelötet werden.
Auch die einzelnen Arbeiten an den Bienenstöcken richten sich nach dem Alter. Rosi lässt die jungen ImkerInnen erst ab etwa 8 Jahren Waben ziehen. Die Randwaben zieht immer sie oder ein anderer Imker. Sie rät, wenn möglich einen zweiten Imker bei der Arbeit an den Schulbeuten hinzuzuziehen. Zargen heben lässt sie erst die 14/15-jährigen.
Samstag, zweiter Tag
Dieser Tag wird hauptsächlich von Lydia gestaltet. Es geht darum, wie wir als Imkerinnen vor Schülern und Erwachsenen auftreten und wie ich auf mein Publikum wirke. Es ist wichtig, schnell die Aufmerksamkeit der Gruppe zu gewinnen und Neugier zu wecken. Lydia liebt es, in ihrer Imkerkleidung in die Klasse zu kommen, da hat sie sofort alle Blicke und Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Sie gibt im Laufe des Vormittags Informationen für ein sicheres Auftreten, Tipps für den Einsatz von Ritualen und zur Stärkung der eigenen Person. In Gruppen arbeiten wir an verschiedenen Themen, z.B. erstellen wir einen Notfallplan für Bienenstockbesuche, egal ob Erwachsene oder Kinder kommen. Anschließend präsentieren wir die Ergebnisse und üben gleich das Auftreten vor einer Gruppe.
Notfall und Erste Hilfe
Lydia wiederholt auch einige Erste-Hilfe-Maßnahmen, unter anderem die Phasen eines anaphylaktischen Schocks nach einem Bienenstich. Dazu üben wir den Umgang mit dem Epipen. Für den Fall, dass der Gestochene nicht mehr in der Lage ist, sich den Epipen selbst zu setzen, müssen wir das übernehmen. Zum Glück sind alle Übungsstifte leer.
Auch die Frage der Alarmierung im Notfall wurde angesprochen. Ein Kursteilnehmer, der Schulleiter der VS Neustift in Tirol, gibt dazu sehr nützliche Hinweise. Patric ist in Blaulichtorganisationen tätig und beschreibt den Ablauf eines Notrufes und nimmt uns auch die Angst, in der Aufregung etwas zu vergessen oder falsch zu machen. Er erklärt, dass die Leitstelle bei einem Notruf so lange am Telefon bleibt, bis alle Fragen geklärt sind und den Anrufer unterstützt, bis Hilfe eintrifft. Patric erklärt auch, wie man einem angeforderten Hubschrauber signalisiert, dass er gebraucht wird. Beide Hände hoch wie ein Ypsilon bedeutet Yes – Notfall, nur eine Hand hoch wie ein N bedeutet No. Niemals winken, der Pilot weiß dann nicht, ob man nur freundlich ist oder ihn dringend braucht, vor allem, wenn das Ziel für ihn noch nicht klar erkennbar ist. Bis zur Klärung kann wertvolle Zeit verloren gehen.
Naturspiele im Freien
Am Nachmittag geht es zum „Spielen“ an die frische Luft. Lydia hat einen kleinen Kreis mit einem Seil abgesteckt, an dem in Abständen kleine Säckchen hängen. Was sich darin befindet, müssen wir „blind“ ertasten. Unsere Aufgabe ist es, mit verbundenen Augen am Seil entlang zu gehen und in jedem Sackerl zu ertasten, was drinnen sein könnte. Steine, Ästchen, Bienenwaben, Tannenzapfen, Kaffee, … konnten ertastet werden, nicht alles wurde sofort erraten.
Bei einem zweiten Spiel ging es unter anderem um die Merkfähigkeit. Lydia hatte ein Naturmemory in Form von Blättern, Steinen, Zapfen, Ästen, Wurzeln, … auf ein weißes Tuch gelegt und unsere Aufgabe war es, die Dinge kurz anzuschauen und sich möglichst viele zu merken, bevor alles wieder verdeckt wurde. Dann sollten wir möglichst zu jedem Gegenstand einen zweiten finden. Das war eine ganz schöne Herausforderung und eine schöne Abwechslung zum vielen Sitzen am Vormittag.
Lydia zeigte uns, wie man aus allen gefundenen und bereits vorhandenen Naturmaterialien ein Naturbild gestalten kann – in unserem Fall mit etwas Fantasie in Form einer Biene.
Feedback und Danksagung
Nach einer ausführlichen Feedbackrunde endete eine sehr interessante Fortbildung mit vielen Impulsen, Tipps und Handlungsanleitungen für einen Tag am Bienenstand oder einen Bienenworkshop in einer Schulklasse oder Kindergartengruppe. Rosi und Lydia haben uns das alles mit viel Herzblut, Fachwissen und eigenen Erfahrungen vermittelt. Vielen Dank dafür und auch für die Möglichkeit, eigene Erfahrungen einzubringen – ein geläufiger Satz wurde: „Ich hätte da noch etwas zu ergänzen“.
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